Ungewohnt – Speziell – Empfehlenswert

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
schaetzelein83 Avatar

Von

Ben durchlebt eine schwere Kindheit: ein prügelnder Vater, eine depressive Mutter und nur wenige Freunde. Bis Felix und Matilda in sein Leben treten und sich alles zum Guten wendet. Scheinbar: denn schon bald ist Matilda tot – erschlagen mit einem Golfschläger – und Ben der einzige Verdächtige. 30 Jahre danach kommt die Erinnerung daran bruchstückhaft zurück und eine scheinbar zufällige Begegnung führt zu einem weiteren Mord, oder zwei, oder drei ...

Ich gebe es offen zu: hätten mir nicht so viele dieses Buch empfohlen, hätte ich es vermutlich nach den ersten 50 Seiten aufgehört. Der Schreibstil von Bernhard Aichner ist tatsächlich sehr speziell und ich hab gut ein Viertel des Buchs gebraucht, um wirklich reinzukommen und nicht dauernd nachlesen zu müssen, weil mir der ein oder andere Satz unvollständig vorkam. Aber wenn man sich daran gewöhnt hat, kann man das Buch in einem Rutsch verschlingen.

Der Autor schafft es trotz dieser unkonventionellen Schreibweise – Kapitel aus Sicht des Protagonisten, ähnlich einem Tagebucheintrag, wechseln sich mit Dialogen in Aufzählungsart ab – den Leser mitzunehmen, und das gefühlt ohne Füllwörter, Beschreibungen der Umgebung oder ähnlichem Geplänkel. Persönlich finde ich, dass die Spannung zwar etwas leidet und man lediglich die Überschrift des nächsten Kapitels als kleinen Cliffhanger bezeichnen könnte, dennoch will man irgendwie trotzdem wissen, wie die Geschichte weiter bzw. ausgeht. Im Nachhinein betrachtet passt der Schreibstil zum Protagonisten und seiner „psychischen Glaubwürdigkeit“.

Ich bin immer noch total zwiespältig wie ich das jetzt alles finden soll, denn selten hat mich ein Buch so verwirrt und doch begeistert. Aber ich gebe einen Daumen nach oben und auch ich werde – mit Einschränkung hinsichtlich des Schreibstils – dieses Buch weiterempfehlen.