Kein typischer Jugendroman, sondern ein philosophisch angehauchtes Werk

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karoberi Avatar

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Ich finde das Buchcover toll, denn die dunkle Gestaltung erweckt bereits einen mystischen Eindruck. Jedoch bin ich ein wenig im Zwiespalt mit dem Buch. Es ist ein Jugendbuch, welches für Kinder im Alter von 12-17 Jahre gedacht ist, doch selbst ich als Erwachsene bin etwas überfordert gewesen. Die tiefere Bedeutung des Textes ist nicht leicht zu erfassen, daher denke ich, dass das Buch für das empfohlene Lesealter fast zu literarisch ist.

"Meinst du nicht, dass wir es wert sind, gerettet zu werden?" fragte sie.
"Vielleicht, wenn wir uns ändern. Wenn wir aufhören, alles zu vermasseln."
"Wenn wir wieder zur Natur zurückkehren?"
"So was in der Art." (S.100)

Um was geht es eigentlich in dem Buch: Die 15-jährige Sylvia macht mit ihrer Mutter eine Art Auszeit abseits ihrer grossen Heimatstadt Newcastle. Sie fahren in das Dorf, in dem ihre Mutter geboren wurde. Sylvia's Vater ist nicht mit dabei. Er ist Fotograf und in Kriegsgebieten unterwegs. Auf den ersten Blick wirkt die Reise für Sylvia wie ein langweiliger Urlaub fernab der Moderne -ohne Handyempfang- in der Einöde. Dann lernt sie den Jungen Gabriel kennen, der sich selbst als etwas verrückt bezeichnet. Er spielt auf einer Knochenflöte zarte Musik. Sylvia interessiert sich dafür und somit bauen sie ihr eine eigene Knochenflöte. Sie ist auch begeistert von der Natur, der Ruhe, der Schönheit. Sie wird vom Wald fast magisch angezogen. Man erhält einen Einblick in die Wildheit und Freiheit der Natur, mit der Sylvia in Einklang kommt.
In Newcastle nimmt Sylvia regelmäßig an Demonstration und Versammlungen für einen besseren Planeten teil. Und nach ihrem Aufenthalt in der Natur kehrt sie mit einem neuen und erweiterten Bewusstsein zurück in ihre Heimatstadt.

"Wir lieben die Erde", sagte sie. "Ganz tief in unserem Innern wissen wir, dass wir die Erde lieben. Wir sind nicht nur hier, auf der Erde. Wir sind die Erde. Die Erde ist wir. Und wir lieben einander." (S.101)

Das Buch wurde von dem englischen Schriftsteller David Almond geschrieben. Er hat bereits mehrere wichtige Literaturpreise erhalten. Seine Werke sind von hohem philosophischen Gehalt. Wie auch in "Bone Music" geht es in seinen Büchern immer wieder um das Ausloten des eigenen Selbst und komplexe Themenfelder wie Leben und Tod, Zerstörung und Schöpfung, Phantasie und Wirklichkeit, Vergangenheit und Zukunft. Für mich war der Text stellenweise gar nicht leicht zu lesen, denn er ist sehr anspruchsvoll. Meist sind es kurze Sätze, doch mit verworrendem Inhalt und mehrfach auch Wiederholungen.

Wer philosophisch angehauchte Bücher mag, ist mit diesem Literaturwerk gut bedient. Ich kann mir gut vorstellen, das dieses Buch im Deutschunterricht gelesen und besprochen werden könnte.

"Es muss nicht mit Vernichtung enden", sagte sie.
"Wir können es besser machen", sagte sie.
"Wir können alles ändern", sagte sie.
"Wer?", fragte Gabriel.
"Wir. Wir sind diejenigen, die die Welt verändern können. Wir, die verdrehte, leidenschaftliche, schwierige, liebende Jugend." (S.106)