Wem kannst Du trauen?

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botte05 Avatar

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„Ein kleiner Junge verschwindet. Am helllichten Tag wird er aus dem Botanischen Garten in San Francisco entführt. Der einzige Zeuge des Verbrechens ist Dylan, der dort eigentlich in Ruhe seine Mittagspause verbringen wollte. Die Polizei tappt im Dunkeln und so entschließt sich Dylan, auf eigene Faust nach dem Kind zu suchen. Je weiter er bei seiner Suche ins kalifornische Hinterland dringt, je näher er dem Versteck zu kommen scheint, desto verstörender und blutiger werden seine nächtlichen Alpträume. Sie zwingen Dylan dazu, sich seiner eigenen düsteren Vergangenheit zu stellen, die mit einem grausamen Doppelmord in Verbindung zu stehen scheint…“ Zitat Klappentext

Dylan, der Ich-Erzähler, nimmt mich mit in seine Mittagspause an seinen Lieblingsplatz. Er ist Dichter, seine derzeitige Arbeit dient lediglich dem Broterwerb. Zu seinem Wohlgefühl trägt nicht nur „sein“ Platz im Park bei, sondern auch die Anwesenheit eines kleinen Jungen, der tagtäglich um dieselbe Zeit dort auftaucht und in sich versunken den kleinen Teich betrachtet. Leider wird bald die Idylle jäh gestört. Nicht nur, dass der Junge seit zwei Tagen verletzt zu sein scheint, nein, er wird brutal von einem behaarten Männerarm zurück ins Gebüsch gezerrt und verschwindet vor Dylan’s Augen. Der Junge kehrt nicht zurück.

Unschlüssig, was zu tun ist, und beunruhigt begibt Dylan sich auf Spurensuche. Am Teich findet er einen Kassenbon, welcher möglicherweise aus der Tasche des Jungen am Teich gefallen sein könnte. Spontan beschließt Dylan, diesem kleinen Indiz zu folgen, um herauszufinden, ob es dem Jungen gut geht. Mehr möchte er nicht. Schnell merkt Dylan, dass man als Erwachsener etwas „verdächtig“ wirkt, wenn man sich für einen kleinen Jungen interessiert, über den man genau genommen gar nichts weiß. Also muss Dylan zunächst alleine zurechtkommen.

In diesem Buch lerne ich in der Hauptsache drei Charaktere (Dylan, Joseph und Tom) kennen, deren Geschichten parallel sowie überlappend erzählt werden. Zwischendurch kommt es für mich zu einer gewissen Verwirrung, weil ich gerade nicht weiß, in wessen Lebenslauf ich mich aktuell befinde; im Großen und Ganzen ist die Handlung jedoch problemlos zu verfolgen. Nach der heimeligen Stimmung zu Beginn des Buches, wechselt die Handlung nach und nach in eine immer brutaler werdende Szenerie, deren Bedrückung mich umfängt.

Schon im zweiten Drittel keimt in mir eine Vermutung auf, wie die Geschichten der drei Personen zusammenhängen könnten. A. J. Grayson gelingt es jedoch, mit „bei der Stange“ zu halten und mich auf der immer schnelleren Fahrt ins Finale spannend zu unterhalten. Fast japse ich nach Luft, als das Buch schließlich im ruhigen Fahrwasser mündet und ich meinen Frieden mit dem Erlebten machen kann. Ein gelungenes Erstlingswerk!


Rezension: A. J. Grayson, Boy in the park, Thriller, Droemer Knaur Verlag, Taschenbuch, 368 Seiten, 14,99 €, Erscheinungsdatum: 01.08.2016