Brennender Midi
Wer Cay Rademacher als Geo-Autoren kennt und seine Reportagen liebt, erwartet von diesem Buch nicht weniger als das Besondere. So viele Vorschusslorbeeren mach en einem Autoren die Sache nicht gerade leicht. Da hilft nur, mit Freude am Schreiben und Spaß am Konstruieren von Geschichten an das Ganze heranzugehen und das hat der Autor offensichtlich getan. Es geht um zwei Morde, die zeitlich hintereinander am gleichen Ort stattfinden. Zum einen stürzt der Flugschüler einer Militärbasis bei seinem letzten Übungsflug vor der Prüfung über einem Olivenhain ab, zum anderen wird ein dort beschäftigter algerischer Landarbeiter erstochen. Dass beide Fälle irgendwie zusammenhängen (ist dem versierten Krimileser natürlich sofort klar, und es) ergibt sich im Laufe der Erzählung. Die Handlungsstränge gehen hierbei in die verschiedensten Richtungen und wie nebenbei gelingt auch noch ein Schlag gegen ein Drogenkartell. Die ganze Konstruktion ist gut durchdacht und in sich schlüssig, alle Spuren sind korrekt gelegt. Der Leser muss nicht zweimal zurückblättern, um die Details nachzuschlagen. Insgesamt sehr flüssig und angenehm zu lesen. Auch die Geschichte hinter der Geschichte ist ganz nett gemacht, wenn sie auch wenig Neues bringt. Der schrullige Ermittler, der irgendwie seelisch verknittert wirkt und dessen Privatleben am Boden zerstört ist, weil er sich immer im Dienst befindet, befindet sich natürlich immer im Dienst. Seine Kollegin plant die Hochzeit mit ihrer Lebensgefährtin. (Klingt als sollte hier eine Quote bedient werden. Ist das im Jahr 2016 noch erforderlich?) Sein Kollege hat seine Fehler, ist aber grundsätzlich in Ordnung. Die gesamte Hintergrund-Story ist nicht so aufdringlich, dass sie den Haupterzählstrang überwuchert und sie ist weder gekünstelt witzig noch zu platt. Die Figur der Zineb gefällt mir weniger. Hier werden doch zu viele aktuelle Klischees bedient. Das hätte der Autor besser gekonnt. Der Showdown ist angemessen und nicht künstlich in die Länge gezogen, das passt. Alles in allem ist das Buch gute solide Handarbeit, die sich im oberen Durchschnittsbereich der zahlreichen Provinz-Krimis einreiht. Ich habe die Lesestunden damit genossen und kann es durchaus weiterempfehlen.