Ein wunderbarer neuer Kommissar

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marionhh Avatar

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Diese Geschichte hat alles, was ein guter Krimi braucht: originelle Umgebung, exzentrische Charaktere und nicht zuletzt einen mysteriösen Mord an einem 91jährigen Hotelbesitzer.

Kommissar Dupin, ein echter Pariser, wurde vor knapp drei Jahren in ein Kaff in der Bretagne strafversetzt. Dort hat er es mit einem äußerst eigenwilligen Menschenschlag zu tun. Statt zu resignieren oder zu rebellieren, lässt er sich auf die Menschen und ihre Eigenarten ein und will soviel wie möglich über sie und sein neues Zuhause kennenlernen. Doch auch die Bretonen müssen mit seinen Eigenheiten und Ermittlungsmethoden zurecht kommen, und es scheint, als erzieht man sich gegenseitig und rauft sich zusammen.

 

Beim Frühstück in seinem Stammbistro erhält also der Kommissar Dupin einen Anruf: Der 91jährige Hotelbesitzer Pennec, eine Institution in der Gegend, wurde in seinem Hotel ermordet und dabei übel zugerichtet. Wer tut so etwas? Dort gehen Tag und Nacht Menschen ein und aus, da kann doch der Mörder nicht unbeobachtet gewesen sein? Fragen über Fragen, Dupin begibt sich an den Tatort und nimmt die Ermittlungen auf….

 

Herrliches Buch! Wunderbarer Schreibstil, flüssig und bildhaft. Alles wird recht detailliert beschrieben, man kann sich sofort in die Szenerie hineinversetzen. Ich sehe die Steinhäuser förmlich vor mir, spüre die kühle Meeresbrise und weiß genau, wie das Bistro aussieht J. Das Kaff an der bretonischen Küste: Man möchte nicht tot überm Zaun hängen, das Wetter ist zweifelhaft, der Ort lebt vom Glanz vergangener Künstler und ist heruntergekommen, und doch ist es pittoresk und im Sommer voller Touristen. Die Menschen: herrlich skurril, echte unbeugsame Gallier, die ihr Land lieben!  Der Kommissar: Dupin wirkt erst einmal etwas brummig, und wohl auch optisch sieht man ihm den klugen Kopf nicht an. Französische Lebensart trifft eigenwillige Ermittlungsmethoden. Und es kommt noch besser: Man will natürlich unbedingt wissen, wieso er aus der Hauptstadt  in die Einöde versetzt wurde. Was ist da vorgefallen? Hat er Familie? Offensichtlich ist er ein fähiger Ermittler, hat er vielleicht Probleme mit der Obrigkeit? Sein bester Freund wird der Präfekt jedenfalls auch in Pont Aven nicht werden.

 

Auch die anderen Protagonisten sind so unterschiedlich wie klischéhaft: der Arschkriecher, die patente Sekretärin, der originelle Bistrowirt, der knurrige, aber hervorragende Mediziner – man könnte ewig weitermachen. Nichtsdestotrotz verbergen sich auch hinter ihnen vielschichtigere Charaktere, als es auf den ersten Blick scheint, und die Einheimischen werden wohl zusammenhalten und nicht so ohne Weiteres ihr Wissen preisgeben. Wird Kommissar Dupin diesen geheimnisvollen Fall (der ja laut Klappentext viel umfassender ist als gedacht) die wahren Hintergründe aufklären? Ich will auf jeden Fall mehr davon!