Die französische Antwort auf Columbo

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Die Bretagne übt gerade im Sommer eine Faszination aus. Zerklüftete Felsen ragen aus dem tiefblauen Meer, ausladende Bäume spenden Schatten und so manches Café im Hafen lädt zum Verweilen ein. Der westlichste Teil des Landes rund um die blaue Stadt Concarneau ist ein ideales Urlaubsziel. So liegt es nahe, in einem Krimi den 91-jährigen Hotelier ermorden zu lassen. Kommissar Georges Dupin nimmt sich umgehend, wenn auch nicht jubelnd, dem Fall an. Auf seine eigene wortkarge Weise ermittelt er nun im Familienkreis und Umfeld des Opfers und bringt Licht in die Bretonischen Verhältnisse. 

 

Der gebürtige Bretone Jean-Luc Bannalec kreiert mit diesem Auftakt der Serie ein typisch französisches Ermittlerteam. Der erst vor gut zweieinhalb Jahren von Paris versetzte Dupin hat seine Not, sich in die bretonischen Gepflogenheiten einzufinden. Immer wieder stößt er bei den Einheimischen an seine Grenzen. An seiner Seite ermitteln die Inspektoren Kadeg und Riwal, die charakterlich nicht unterschiedlicher sein könnten. Während der eine emsig und ehrgeizig arbeitet, handelt der andere genau, schnell und klug. Peu à peu werden durch logische Schlussfolgerungen Familienzwistigkeiten aufgedeckt und mehrere Mordmotive in Erwägung gezogen. Immer wieder geht es auch um ein Gemälde von Gaugin, der eine Schaffensphase in Pont Aven hatte.

 

Es ist ein Krimi der leisen Töne mit ausgesprochen viel französischem Flair. Dieser wird nicht nur durch die Beschreibungen der pittoresken Altstadt vermittelt, sondern besonders durch eingestreute Begriffe in der Landessprache. Es entsteht ein Idyll aus gedrungenen Sandsteinhäusern und Fischernetze am Quai. Auf 300 Seiten wird mit flüssigem Schreibstil sowohl Spannung als auch ein Einblick in Landschaft geboten. Die gezeichneten Charaktere bieten Potential für Fortsetzungen. Das Debüt macht eindeutig Appetit auf mehr.