Ich freue mich auf den nächsten Dupin

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louvette Avatar

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**Bretonische Verhältnisse**

Toller Regionalkrimi mit viel Atmosphäre und Lokalkolorit.

Mit „Bretonische Verhältnisse“ ist Jean-Luc Bannalec ein toller Auftakt für seine neue Krimireihe gelungen. Es heißt, dass noch mehrere Dupin-Krimis erscheinen sollen und darauf kann man sich nur freuen. Die Handlung spielt hauptsächlich in dem Küstenstädtchen Concarneau und der Künstlerkolonie Pont-Aven. Wer die Gegend kennt, wird sehr viel Freude an diesem Buch haben, weil es dem Leser das Gefühl gibt, dorthin zurückzukehren. Der Leser, der die Region bisher noch nicht bereist hat, wird spätestens nach der Lektüre seine Urlaubspläne für das nächste Jahr anpassen! Ein tolles Extra-Schmankerl: Wie in einem Reiseführer kann man vorne und hinten eine Landkarte aufklappen, so dass man genau sieht, in welcher Umgebung sich die Geschichte abspielt. Leider ist die vordere Karte identisch mit der hinteren. Da hätte man sich auch noch etwas anderes ausdenken können, z.B. Fotos von Cancarneau oder Pont-Aven, ein Gauguin-Bild , ein Stadtplan oder eine Liste mit bretonischen Begriffen.

Es gelingt dem Autor äußerst gut, die Besonderheiten der Bretagne, die Gerüche, das Licht und die landschaftlichen Gegensätze zu beschreiben. Der Leser kann so mit Leib und Seele in die bretonische Atmosphäre eintauchen.

Der Fall selbst ist solide, nicht zu komplex und passt in die Künstlerstadt Pont-Aven. Es dauert allerdings etwas, bis die Ermittlungen in Gang kommen. Wer einen rasanten, temporeichen Krimi sucht, liegt mit diesem Buch falsch. Ich würde den Plot als gut, aber nicht als herausragend oder ungewöhnlich bezeichnen. Gut zu lesen und zu verfolgen ist er aber auf jeden Fall!

Etwas mehr Teamarbeit würde dem Ermittler Dupin nicht schaden. Im Grunde macht er sich seine Gedanken immer alleine, weiht seine Untergebenen entweder spät oder gar nicht ein und kommandiert sie von einer Aufgabe zur anderen. Insgesamt kann der Charakter des Ermittlers in den nächsten Bänden noch etwas mehr an Feinschliff gewinnen.

Zur sprachlichen Seite muss ich sagen, dass es auffällt, dass der Autor offenbar zweisprachig ist, sonst würde es nicht zu Ausdrücken wie "luzid", "stupend" oder "kalmieren" kommen. Es stört mich etwas, dass der Autor auf der einen Seite diese bildungssprachlichen Ausdrücke verwendet, auf der anderen Seite dann aber „wegen _dem_ Abgeordneten_“ _schreibt oder „Das _Central_ lag am Place Gauguin“ anstelle von „…an der Place“, wie es bildungssprachlich heißen müsste. Das sind allerdings Kleinigkeiten. Insgesamt ist das Buch sprachlich sehr gut und vor allem flüssig zu lesen.

Mein Fazit: Ein kurzweiliges, intelligentes Buch ohne Brutalität, aber mit viel Lokalkolorit. Ein Muss für Bretagne-Liebhaber, ein Kann für alle anderen Krimifans. Für mich persönlich war es ein sehr schönes Buch und ich freue mich auf weitere Bände.