Broken Dolls

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adelheid von buch Avatar

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Jefferson Winter ist Profiler und spezialisiert auf Serienmorde. Er ist der Sohn eines amerikanischen Serienkillers, eines Frauenmörders.
In London sind jetzt nacheinander insgesamt vier Frauen verschwunden, die nach einer gewissen Zeit wieder auftauchten: misshandelt, verstümmelt und lobotomiert. Ihre Körper leben noch, ihre Seelen sind tot. Sie werden für den Rest ihres Lebens anderen Menschen ausgeliefert bleiben.

Jetzt ist eine fünfte Frau vermisst. Jefferson Winter wird zu dem Fall hinzugezogen. Winter ist hochintelligent, sehr selbstbewusst und konzentriert. Er war bei der Hinrichtung seines Vaters anwesend. Der flüsterte ihm auf dem Sterbebett vier Worte zu, die Winter immer wieder beschäftigen: Du bist wie ich. Das ist zunächst schockierend für Winter. Es löst die Angst aus, dass es stimmen könnte. Es scheint, als würde ihn das bei seiner Arbeit als Profiler antreiben. Jedesmal, wenn er einen Täter zur Strecke bringt, bringt er wohl auch seinen Vater zur Strecke. Dennoch ist wohl auch etwas Wahres daran. Vielleicht ist Winter wie sein Vater, aber er geht anders mit seinen Kräften um. Und vielleicht kann er sich deshalb so gut in die Täter hineinversetzen. Vielleicht ist er deshalb so kaltblütig und gnadenlos mit den Tätern. Jefferson Winter ist ein Einzelkämpfer im positivsten Sinne. Er weicht allen Nachteilen des Teamworks aus, nutzt jedoch dessen Vorteile. Er handelt unorthodox und eigenverantwortlich, manchmal auch grenzwertig. Er kann die Situation immer ohne Illusionen einschätzen und ist nie zögerlich aber auch nicht leichtsinnig. Interessant ist, dass er seine Einschätzung stets weiterhin hinterfragt, überprüft, jederzeit darauf gefasst, etwas übersehen oder falsch eingeordnet zu haben.
Die sehr attraktive und ebenfalls sehr intelligente Londoner Polizistin Templeton ist seine Team – Partnerin.

Der Fall der verschwundenen Frauen ist deshalb etwas besonderes, weil die Opfer am Ende nicht tot sind. Wer ist der Täter? Sind es zwei? Zwei Männer oder ein Pärchen? Was passiert in den Wochen und Monaten, in denen sie verschwunden sind? Es gibt keine Spuren. Auffällig ist, dass die Frauen alle mit Männern verheiratet sind, die ständig fremdgehen. Außerdem sehen die Opfer einander ähnlich. Die Widersprüchlichkeit, mit der die Frauen behandelt werden lässt auf zwei Täter schließen: einer, der grausam und brutal ist und einer, der sie pflegt und sich kümmert.

Das Buch ist ein toller Lesestoff, einer von der Sorte, die man regelrecht verschlingt. Der Schreibstil ist leichtfüßig. Die Spannung ist geschickt durchkomponiert. Der Leser weiß Dinge, die Jefferson noch nicht weiß. Aber es gibt auch Dinge, die Winter weiß, der Leser aber nicht. Und es gibt Fakten, die noch niemand weiß, außer, dass danach gesucht werden muss. Stück für Stück nähert man sich dem Szenario des Horrors an.

Am Ende steht eine mehr als verkorkste Mutter-Sohn-Beziehung. Die Mutter, vom Hals ab gelähmt nach einem Verkehrsunfall, steuert den Sohn, der alles tut, was die Frau von ihm verlangt, vom Bett aus. Über Monitore verfolgt sie, was ihr Sohn mit den im Keller des Hauses gefangenen Frauen tut. Die Frau lebt all ihren im Leben erlittenen Frust an diesem Frauen und auch an ihrem Sohn aus. Das gipfelt in solchen Aktionen, dass die Frauen angezogen und frisiert werden wie die Mutter als junge Frau ausgesehen hat. Das löst in der alten Frau höchste Verzückung aus. Verquaste und verkorkste Persönlichkeiten, für immer unerreichbar für Heilung und das Ende des Elends.