Ein gut gemachter Thriller aber ohne bleibenden Eindruck

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mrs-lucky Avatar

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„Broken Dolls - er tötet ihre Seelen“ hat alles, was einen guten Thriller ausmacht, eine spannende Geschichte, einen grausamen Serientäter und einen Ermittler mit einem besonderen persönlichen Hintergrund. Die Story ist in sofern besonders, als der Täter seine Opfer nicht tötet, sondern ihnen durch eine Lobotomie ihre Seele nimmt, sie zu hilfslosen, emotionslosen Personen werden lässt. Das ist einerseits noch grausamer, als sie zu töten, dennoch hebt sich die Geschichte nicht wirklich aus der Masse der Thriller ab. Der Thriller ist handwerklich gut gemacht, ich habe ihn in kurzer Zeit durchgelesen und mochte ihn kaum aus der Hand legen. Am Ende blieb dann jedoch eine gewisse Ernüchterung.
Die Geschichte ist temporeich, insgesamt aber sehr vorhersehbar und ohne große Überraschungen. Der Profiler Jefferson Winter hat eine interessante Vergangenheit, sein Vater wurde in den USA als Serienmörder verhaftet und hingerichtet. Laut Klappentext verfolgt ihn dieser Hintergrund als Dämonen, in dem Buch ist davon nicht viel spürbar. Winter erscheint zu glatt, emotionslos und überheblich. Er ist intelligent und treibt die Ermittlungen mit seinen Ideen entscheidend voran, wirkt aber als Persönlichkeit auf mich unglaubwürdig. Zum einen verfügt er im Alter von 33 Jahren über gefühlt 25 Jahre Berufserfahrung, zum anderen scheinen viele Ermittlungsansätze aus reiner Intuition zu stammen. Mit den übrigen seiner Schlussfolgerungen lässt er die Arbeit der Londoner Polizei in einem sehr schlechten Licht erscheinen. Sie sind dem Täter seit über einem Jahr auf der Spur, Jefferson Winter löst den Fall in wenigen Tagen.
Es gibt ein paar fast mystische Momente, in den Winter die Stimmungen an Tatorten aufnimmt und auf intuitive Weise die Vorgänge nachvollziehen kann. Daraus hätte man aber mehr machen können, Winter wirkt insgesamt derart glatt und emotionslos, dass man ihm diese magischen Fähigkeiten nicht abnimmt.
Mich hat das Buch gut unterhalten, ich kann jedoch nichts Herausragendes daran finden, dass mich an einer Fortsetzung der Reihe mit dem Profiler Winter reizen könnte.