Ein Buch zwischen Authentizität und Klischees
Lovrenskis "bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann?" ist ein Buch, das mich mit seiner rohen, umgangssprachlichen Sprache sofort in den Bann gezogen hat. Die Härte der Worte und der direkte Stil schaffen eine ganz eigene Atmosphäre – ungeschönt, rau und unmissverständlich. Doch trotz dieser Intensität fiel es mir nicht leicht, in der Geschichte zu bleiben. Die Kürze der Kapitel verleihen dem Roman zwar eine besondere Dynamik, machten es (mir) mir aber gleichzeitig schwer, die Storyline wirklich durchgehend nachzuvollziehen.
Die Figuren sind auf ihre eigene Art liebenswert, vor allem, weil man als Leser:in direkt in ihre Lebensrealität geworfen wird – eine Realität, die für viele literarisch geprägte Leser wohl eher fremd sein dürfte. Gerade für Menschen mit einem akademischen Hintergrund könnte das Buch einen spannenden Perspektivwechsel bieten. Gleichzeitig konnte ich mich des Eindrucks nicht entziehen, dass viele Klischees bedient werden, besonders in Bezug auf Sprache und Milieu. Natürlich basiert der Roman auf Lovrenskis eigenen Erfahrungen, was ihm Authentizität verleiht – doch gerade das ließ mich auch immer wieder ins Grübeln kommen: Spiegelt das Buch eine gelebte Realität wider oder verstärkt er am Ende Stereotype?
Optisch ist das Buch toll – das Cover ist wirklich prägnant gestaltet. :)
Fazit: Ein sprachlich und atmosphärisch intensives Buch mit starken Charakteren, das (aus meiner Sicht) jedoch nicht ganz ohne Klischees auskommt.