Was für eine Wucht

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demiblaine Avatar

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Oliver Lovrenskis Debüt hat mich echt umgehauen. In einer Sprache, die gleichzeitig roh und sensibel ist, stürzt er den Leser in ein Milieu vor dessen Existenz wir oft die Augen verschließen und das mit Vorurteilen behaftet ist. Was erst wie die Selbstbeweihräucherung eines Proleten klingt, entpuppt sich bald als zarte Biografie, die ein ungeschöntes Leben von migrantischen Jugendlichen in Oslo schildert. Der fragmentarische Schreibstil lässt einen weiter dranhängen, entwickelt einen Sog, der den Leser mit Ivor, Marco, Jonas und Arjan tiefer und tiefer in den Abgrund reißt. Mit wenigen Worten und noch weniger Figuren schafft Lovrenski ein ganzes Universum, schreibt dafür zwischen den Zeilen umso mehr. Trotz der knapp gefassten Kapitelchen braucht es beim Lesen ab und an eine Pause - schlicht weil einem nach so manchem Absatz die Luft weg bleibt. Auch die Übersetzung von Karolin Hippe ist unfassbar gelungen, changiert ehrlich zwischen Jugendsprache und Philosophie ohne je derb oder präpotent zu werden. Absolute Leseempfehlung.