Welchen Wert haben Brüste?

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Der Roman „Bucket List - Nur wer fällt, kann fliegen“ behandelt ein alltägliches, aber doch nicht allgegenwärtiges Thema.

Lacey ist 25, wohnt in New York, arbeitet in der Modebranche und führt ein vermeintlich perfektes Leben. Bis bei ihr die BRCA1-Genmutation diagnostiziert wird, durch die sie mit einer bis zu 80-prozentigen Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs erkranken wird. Zur Prävention überlegt sie, eine Brustmastektomie durchführen zu lassen. Gemeinsam mit ihren Freundinnen verfasst sie eine Bucket List, mit 8 Punkten, die sie vor ihrer, im wahrsten Sinne des Wortes, einschneidende OP noch ausprobieren möchte.


Also erstmal muss ich sagen, dass ich die Buchidee richtig cool fand und mich deswegen umso mehr über die tolle Umsetzung gefreut habe.
Ich fand es faszinierend in die New Yorker Modewelt und Hierarchie einzutauchen.
Die Charaktere waren alle so menschlich, einzigartig und verschieden. Vor allem Laceys Hang zur (Selbst)Ironie fand ich sehr sympathisch und unterhaltsam, wohingegen sie mich mit ihrer (wenn auch nachvollziehbaren) Unehrlichkeit und Egozentrik öfter enttäuscht hat. Das hat sich aber zum Ende des Buches hin geändert und mir hat es gefallen eine Entwicklung der Protagonistin mitverfolgen zu können. Zusätzlich herrscht durch die coolen Charaktere und die humorvolle Schreibweise, trotz der Ernsthaftigkeit der Probleme, eine positive und lockere Stimmung.

Es war heiß und sexy, aber eher nicht so romantisch. Dafür standen gleichberechtigte und respektvolle Beziehungen im Vordergrund, auch zwischen Freunden und Familie. Denn es ging nicht nur um Laceys bevorstehende Brust-OP, sondern auch um die Auswirkungen ihrer Vergangenheit, gute Freundschaft und ihrer Suche nach sich selbst. Dadurch war es komplex und immer interessant. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es mich als 14/15-jährige etwas abgeschreckt hätte und auch vom Denken her ist es eher für Leser mit mehr Lebenserfahrung geeignet.

Außerdem habe ich Einblicke darin bekommen, was es heißt, ein Start-Up zu gründen und in einer so großen Stadt zu leben, was im krassen Gegenteil zu meinem Kleinstadtleben steht.
Obwohl Brüste und Sex eine große Rolle spielen, ist es keinesfalls oberflächlich. Frauen werden auch nicht auf ihre Oberweite reduziert, sondern ich habe es als wertschätzend und sogar feministisch empfunden.
Es ist also Vieles, aber garantiert kein Krebsbuch und (Entwarnung) ich habe auch keine Taschentücher gebraucht. Trotzdem war es nicht weniger einschlägig, als diese Geschichten.


Ein facettenreicher und ehrlicher Roman voller natürlicher Diversity, der wichtige Themen behandelt, Augen öffnet und mir sehr gut gefallen hat!