Wichtiges Thema, humorvoll und sexy aufbereitet!

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gapsi Avatar

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Viele von uns haben sicher damals über die Brustamputation von Angelia Jolie gelesen – etwas schockiert oder berührt, vielleicht hat auch der ein oder andere das Thema gegoogelt. Aber bei vielen, mich eingeschlossen, ist es sicher auch wieder in den Hintergrund gerückt. – „Bucket List – Nur wer hinfällt kann fliegen lernen“ nimmt sich genau diesem wichtigen Thema an und setzt es in einen Kontext wo es auf den ersten Blick überhaupt nicht hingehört – auf den zweiten Blick aber nicht passender sein könnte: Die eigene Erfahrung mit dem Körper und die eigene Sexualität.

Lacey, 25 und ein typisches New Yorker Fashion-Girl, erhält direkt zu Beginn des Buches die Diagnose, dass sie die BRCA1-Mutation in sich trägt – eine Genmutation, welche zu einem sehr hohen Brustkrebsrisiko führt. Ihre Mutter hatte Sie bereits als kleines Mädchen an den Brustkrebs verloren. Wie erwartet, stellt diese Diagnose ihr Leben auf den Kopf, allem voran die Fragen nach dem „wie geht es weiter?“. Der Plan einer vorsorglichen Masektomie, d.h. einer Brustamputation, ist die einzige Methode, das Krebsrisiko auf nahe Null zu reduzieren – aber will und kann man mit 25 wirklich schon so eine Entscheidung treffen? Gemeinsam mit ihren Freunden erarbeitet sie eine Bucket List mit 10 Dingen, die sie tun möchte, bevor sie die Masektomie durchführen lässt: Aktfotos, Sex mit einer Frau oder Oben ohne Sonnen – all das sind Teile davon. Sie gibt sich sechs Monate um die Bucket List abzuarbeiten und eine Entscheidung zu treffen. Dass diese sechs Monate ihr Leben verändern – unbestritten, doch nicht nur wegen der Krankheit sondern vor allem, weil sie erkennt, dass sie die Hauptperson in ihrem Leben ist und kein Anderer.

Ich muss sagen, die Idee so ein doch sehr schweres Thema auf diese Weise anzugehen hat mir sehr gut gefallen. Einfach weil man viel im Fernsehen sehen, oder im Internet lesen kann – wenn man nicht betroffen ist, liest man darüber hinweg. Ebenso das Thema Krebsvorsorge – gerade bei Jüngeren ja häufig ein „noch nicht nötig“-Thema. Hier wird der Spieß umgedreht: Ein junges Mädchen erhält die Diagnose, man durchlebt mit ihr die Zeit vom ersten Anruf, die Information und auch die Zeit des Verdrängens. Wenn man dieses Buch gelesen hat, sieht man das Thema nochmal mit anderen Augen. Davon abgesehen, dass man auch unser Gesundheitssystem mit anderen Augen sieht. Die Fragen vor denen Lacey steht – was bezahlt meine Krankenkasse, kann ich mir diese (medizinisch notwendige) Operation überhaupt leisten? Solche Fragen müssen wir uns in Deutschland zum Glück nicht stellen.

Ich fand die Darstellung des Themas absolut gelungen – man leidet mit Lacey und man verfällt mir ihr in den Rausch. Beim Lesen habe ich mir ab und zu gedacht, dass mir das Thema „Sex“ zu deutlich in den Vordergrund gerutscht ist und mir etwas too much war – andererseits: Es gehört hier hin. Wenn eine Frau ihre Brüste verliert, stellt sich zwangsläufig die Frage nach der Sexualität – daher war es für mich dann doch schlüssig. Lacey als Protagonistin fand ich allerdings an manchen Stellen durchaus etwas anstrengend. Diese Hin- und Hergerissenheit, diese Lügen, das ging mir teilweise gehörig gegen den Strich. Gefallen hat mir aber ihre Entwicklung –von dem oberflächlichen „Girlie“ zu einer Frau die über sich hinauswächst, die weiß was sie will und was ihr wichtig ist. Insbesondere im dritten Teil des Buches steht ihr erster Instagram-Post für mich für alles, was die Geschichte in ihr bewirkt hat. Insgesamt, das Ende finde ich wirklich stark, der Weg dahin, war teilweise nicht ganz so meins.

Die Nebencharaktere fand ich teilweise „zu weit weg“. Gerade Steph, Laceys beste Freundin, ist aus meiner Sicht eine der wichtigsten Bezugspersonen für Lacey und ich finde sie wirklich toll, aber gerade ihr Verhalten auf der Hochzeit oder zu Beginn der Party als sie Luna kennenlernt ist für mich ebenfalls wieder zu viel, zu übertrieben. Klasse dargestellt fand ich dagegen Bee, Laceys Freundin aus dem Brustkrebs-Forum, eine resolute Frau die zeigt wie verletzlich einen diese Krankheit macht, und Mara, Laceys Schwester, bei der man erst ganz zum Schluss hinter ihr eigentliches Ich blicken kann.

Insgesamt ist das Buch deutlich lockerer, als an man der Thematik erwarten würde, es ist keine Biographie und es geht auch nicht um Lehrbuch-Wissen. Lacey ist eine wie du und ich, das Buch zeigt, dass es jede treffen kann, und so ist es auch geschrieben. Locker leicht, ohne erhobenen Zeigefinger, aber wer es gelesen hat, wird auf jeden Fall etwas nachdenklicher, was das Thema angeht.