Eine Reise in die beginnenden 50er Jahre

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girasole Avatar

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Schauplatz Deutschland, Schwarzwald 1952

Im Hotel Bühlerhöhe wartet man auf das Eintreffen von Kanzler Adenauer. Hausdame Sophie Reisacher spricht mit Hauptmann Droste die Planung samt Sicherheitsvorkehrungen ab. Sophie ist 35 Jahre, seit 9 Jahren verwitwet, sehr streng zu ihren Untergebenen, Elsässerin, hat in Xavier Pfister einen Geliebten bzw. Verlobten und wartet auf eine baldige Hochzeit, damit ihr Traum vom besseren Leben in Erfüllung geht.

Die Ankunft von Rosa Goldberg, geb. Silbermann beäugt sie mit Argwohn, denn deren Ehemann Ari verspätet sich und mit jedem Tag wird Sophie misstrauischer. So betrachtet sie kritisch die bäuerlichen Hände von Rosa, die nicht zu ihrem eleganten Äußeren passen. Rosa wurde gegen ihren Willen vom israelischen Geheimdienst damit beauftragt, auf die Sicherheit von Adenauer zu achten, damit der junge Staat Israel tatsächlich das zugesagte Geld aus Deutschland erhält. Sie wurde ausgewählt, da sie die Sprache spricht und die Gegend aus ihrer Kindheit gut kennt. In verschiedenen Rückblenden erfährt der Leser einiges über ihre Vergangenheit, ihre große Liebe Nathan, ihren Sohn Ben, sowie über ihre Schwester Rachel in Tanger.

Rosa und Sophie umkreisen sich ständig, beobachten sich und spionieren sich gegenseitig aus – ein echtes Katz-und-Maus-Spiel. Umrahmt werden sie von einer illustren, internationalen Gesellschaft von Hotelgästen und diversen Hausangestellten. Darunter auch Agnes, ein junges Mädel, das ungewollt immer wieder zwischen die Fronten von Sophie und Rosa gerät. Außerdem wurde sie und ihre Schwester Walburg vergewaltigt und nun befindet sich unter den Gästen ihr damaliger Peiniger.

Ungefähr die Hälfte des Buches beschäftigt sich quasi mit diesem Vorspiel und der detaillierten Vorstellung der Figuren bis endlich der Kanzler und seine Tochter Libeth eintreffen. Kurz darauf beginnen die Anschläge auf den Kanzler. Am Ende können die Zusammenhänge offen gelegt werden und der Attentäter wird enttarnt. Es ist eine sehr vielschichtige Geschichte, die dadurch eine breite Leserschaft ansprechen dürfte.


Dass Cover des Buches findet ich sehr passend und schön gestaltet. Die Autorin fügt noch eine Schlussbemerkung an den Roman, erklärt noch Begriffe aus der deutschen und israelischen Geschichte, sowie Zitate und Quellen. Gefehlt hat mir bei dieser vorbildlichen Gestaltung nur ein Personenregister.

Der Inhalt des Romans wurde m. E. sehr gut und intensiv recherchiert, die Einsamkeit der Bühlerhöhe und der Umgebung konnte man spüren, die Figuren waren sehr lebendig und authentisch beschrieben. Als Leserin fühlte ich mich auf jeden Fall mitgenommen und war mittendrin in der Handlung. Der Roman ließ sich flüssig, spannend und angenehm lesen. Für mich war es ein echter Lesegenuß!