Leider enttäuschend

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kainundabel Avatar

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Bundeskanzler Adenauer verbringt mit seiner Tochter Libeth Anfang der 1950er Jahre die Sommerferien auf der Bühlerhöhe im Schwarzwald, einem Hotel, das die reiche jüdische Breslauerin Herta Isenbart als Genesungsheim für Offiziere hat bauen lassen. Es ist die Zeit der angestrebten Aussöhnung mit Israel und der Debatte um die (finanzielle) „Wiedergutmachung“ des unsäglichen Leids, das die Juden während der braunen Diktatur erlitten haben. Soweit der historisch belegte Hintergrund des Romans. Alle weiteren Personen sind fiktiver Natur: Rosa Silbermann, aus Köln stammend, jetzt im israelischen Kibbuz lebend und für den Geheimdienst Mossad tätig, wird mit dem ihr bis dato unbekannten Agenten Ari als Ehepaar auf Zeit auf die Bühlerhöhe geschickt, um ein geplantes Attentat auf Adenauer zu verhindern. Zu ihr gesellen sich Sophie Reisacher, Französin aus Straßburg, Hausdame des Hotels, die sowohl bei ihrem der SS angehörenden Ex-Ehemann als auch bei der Nazi-Ideologie aufs falsche Pferd gesetzt hat, weitere Agenten, Waffenhändler, von Besatzungssoldaten misshandelte Schwarzwälder Bauernmädchen, ein traumatisierter Staatsanwalt, unvermeintlich Ewiggestrige – also ein durchaus explosiver Personenmix und somit die Grundlage für eine eigentlich spannende Handlung. Eigentlich. Von den letzten der 433 Seiten abgesehen, habe ich „Bühlerhöhe“ aber nicht als spannend, abwechslungsreich, fesselnd und unterhaltsam empfunden. Trotz des durchaus gelungenen Plots bleibt der Roman seltsam blass, blutleer und betulich erzählt. Selbst brenzlig-brisante Situationen haben mich nicht wirklich am Geschehen teilnehmen lassen, haben keine Empathie oder andere Gefühle bei mir ausgelöst. Die Handlung dümpelt auf den Schwarzwaldhöhen zwischen den Hotels Bühlerhöhe und Hundseck hin und her. Auf mich wirken Ereignisse und Konstellationen oftmals zufällig, konstruiert und unglaubwürdig. Ganz sicher hat Brigitte Glaser für ihren Roman umfangreich recherchiert und sich bei der Kombination von Realität und Fiktion denkbar Mühe gegeben. Trotzdem wurden meine Erwartungen nicht erfüllt; die Geschichte hat mich leider enttäuscht.