spannende Frauenschicksale!

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Buchmeinung zu Brigitte Glaser - Bühlerhöhe

„Bühlerhöhe“ ist ein Roman von Brigitte Glaser, der 2016 bei List als Hardcover erschienen ist.

Zum Autor:
Brigitte Glaser, geboren am 18. März 1955 in Offenburg, wuchs im Badischen auf. Sie studierte in Freiburg Pädagogik und wechselte danach nach Köln, wo sie heute als Medienpädagogin in der Erwachsenenbildung arbeitet. 

Klappentext:
Rosa Silbermann wird 1952 mit einem geheimen Auftrag in das Nobelhotel Bühlerhöhe geschickt. Die in den 1930ern aus Köln nach Palästina emigrierte Jüdin arbeitet für den israelischen Geheimdienst. Ihre Gegenspielerin ist die misstrauische Hausdame Sophie Reisacher. Die musste 1945 das Elsass verlassen und sucht ihre Chance zum gesellschaftlichen Aufstieg. Beide haben erlebt, was es heißt, wenn ein ganzes Land neu beginnen will. Keine von ihnen vertraut der beschaulichen´Landschaft des Schwarzwalds. Und beide wissen von einem geplanten Attentat auf Bundeskanzler Adenauer, wobei jede ihre eigenen Pläne verfolgt. Zwei Frauen in einer Männerwelt, in der es um Macht, Geschäfte und alte Seilschaften geht – und irgendwann um Leben und Tod.

Meine Meinung:
Im Mittelpunkt des Romans stehen die drei starke Frauen Rosa, Sophie und Agnes, von denen jede ihr eigenes Trauma zu bewältigen hat. Im Laufe des Romans erfährt der Leser immer mehr über die Ursache des jeweiligen Traumas. Dazu schildert die Autorin die Erinnerungen, die bei ihren Akteuren hervorbrechen. Diese Erinnerungen helfen dem Leser dabei, die Handlungen der Frauen zu verstehen. Es entsteht auch eine starke emotionale Bindung zu den Frauen, auch wenn diese nicht immer positiv ist. Durch viele Orts- und Perspektivwechsel wird das Tempo und die Spannung erhöht. Dazu kommt noch ein gewaltsamer Todesfall im Umfeld des Hotels. Trotz dieser Vorkommnisse ist das Erzähltempo eher beschaulich und der Schwerpunkt des Romans liegt eindeutig auf den Frauenschicksalen. Auf mich wirkten die Szenen rund um den Attentatsversuch auf den Bundeskanzler eher störend und nebensächlich. Die Faszination geht von der Charakterisierung der Figuren aus, die alle sehr komplex gestaltet sind. Dazu erfährt der Leser einige historische Aspekte aus dieser Zeit, vor allem über die Wiedergutmachungsverträge und die Situation in den jüdischen Gebieten Palästinas. Die Sprache ist klar, aber auch einfühlsam und passt sehr gut zur Geschichte. Die Rolle der Männer in diesem Roman ist eher unrühmlich und kein Ruhmesblatt für das männliche Geschlecht.

Fazit:
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, insbesondere die komplexen Charaktere der weiblichen Hauptfiguren Rosa und Sophie. Dazu wurde mein Schulwissen über diese Zeit auf angenehme Art aufgefrischt. Leichte Abzüge gibt es für den Showdown um den Attentatsversuch, den ich als störend empfand. Ganz sicher ist dies kein Kriminalroman oder ein Spionageroman, sondern eine beeindruckende Schilderung von Frauenschicksalen in der Nachkriegszeit. Meine Wertung lautet fünf Sterne (90 von 100 Punkten) und eine klare Leseempfehlung.