Am Puls der Zeit - überzeugender Kriminalroman

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bea20 Avatar

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Der 54-jährige Polizeihauptmeister Kay Oleander wird auf einer Demonstration von einer Bierflasche im Gesicht getroffen und verliert dabei ein Auge. Von jetzt auf gleich verändert sich sein Leben. Er wird krankheitsbedingt vom Dienst freigestellt; aufgrund seiner Behinderung gilt er als untauglich für den Außendienst, so dass ihm nach der Rekonvaleszenzzeit nur noch eine Tätigkeit im Innendienst droht. Trauer, Selbsthass, Wut und Verzweiflung bestimmen seine Gedanken. Der Mittfünfziger, seit über dreißig Jahren im Polizeidienst, geschieden und kinderlos, hat seinen Beruf bisher gerne ausgeübt und die immer größer werdenden Herausforderungen der Polizeiarbeit klaglos bewältigt. Nun aber ist er schwer lädiert, aus seinem Leben geworfen und voller Wut auf die unbekannte Person, die die Bierflasche auf der als „Spaziergang“ angemeldeten Demonstration in die Gruppe von Polizisten geschleudert hatte. Im Rahmen seiner eigenen Recherchen – die Kameraaufnahmen zeigen kein eindeutiges Täterbild – trifft er auf die ehemalige Apothekerin und durch einen ungeklärten Unfall ebenfalls versehrte Via Glaser. Auch sie gehört zum Kreis der Verdächtigen, war sie doch auch als Teilnehmerin der Demonstration in seiner Nähe. Obwohl Via Glaser auf der politisch anderen Seite steht und sich als vermeintlich „Abgehängte“ einer rechtspopulistischen Partei angenähert hat, sind sich die beiden sympathisch, fassen Vertrauen zueinander und wollen gemeinsam ein möglicherweise geplantes Attentat vereiteln.

Es ist die präzise Beschreibung des Seelenlebens der beiden Hauptfiguren Kay Oleander und Via Glaser, die diesen Roman so besonders und nahbar macht. Dabei ist der Erzählton schonungslos ehrlich und direkt, gleichzeitig aber auch trocken-humorig und lakonisch.

Der Kriminalroman "Bullauge" von Friedrich Ani unterhält über gut 260 Seiten auf kluge und anspruchsvolle Weise. Die Spannung flaut nie ab, es gibt überraschende Wendungen und viele Bezüge zur aktuellen Situation in Deutschland. Gerade dieser Aspekt macht nachdenklich und wirkt nach. Und das ist, was guten Lesestoff ausmacht.