Der Großmeister hat erneut zugeschlagen

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Friedrich Ani ist ein Großer seines Fachs. Außergewöhnliche und doch zutiefst menschliche Charaktere, fließende natürliche Dialoge, spannender Stil kennzeichnen dieses Buch. Schlichte, einfache geradlinige Sprache, die in den kurzen Sätzen die einander folgen, ganz klare und oft erstaunliche Bilder bieten: so beschreibt Kay Oleander seine Bekannte Via Glaser: “Sie führte eine Apotheke und dann nicht mehr. Sie verdingte sich als Fahrerin für einen Lieferservice und dann nicht mehr, sie war eine quirlige, gesunde, übermütige Frau und dann nicht mehr, sie war neugierig und den Menschen zugewandt und dann nicht mehr. Sie war unpolitisch und dann nicht mehr. Sie war friedliebend und dann nicht mehr. Sie war am Leben und dann nicht mehr. (S.181) Mit diesen knappen Worten erfahren wir, wie tief der Fahrradunfall Via verunsichert und verängstigt hat, wie sehr ihr Leben dadurch verändert wurde. Friedrich Anis Stil ist nicht einfach, aber wenn man sich darauf einlässt, ist das Buch eine Wucht und man mag es nicht mehr aus der Hand zu lassen. Fast surreal mutet der Dialog zwischen Kay und seinem Nachbar Gustav, Seiten 136 - 139, die mit den Worten enden: “Ein geschorener Maulwurf? Ich?” (S. 139)
Kay Oleander sieht sich selbst “- wie ein Schiffbrüchiger auf hoher See einen Leuchtturm. So einer war ich auch. Mein Schiff war gebrochen, mein Kompass zersplittert, über mir der Himmel sternenleer” (S. 152) nach seinem schrecklichen Unfall, bei dem er ein Auge verlor. Und doch lässt er sich nicht unterkriegen. Er will herausfinden, wer die Flasche geworfen hat, die ihn das Auge kostete. Letzten Endes findet er heraus, wer ihn so schwer verletzt hat, er kann auch einen rechtsgerichteten terroristischen Anschlag vereiteln, einen Mord aufklären, die Tatwaffe sicherstellen.
Die Flaschenscherben auf dem Titelbild stehen für den Auslöser der Handlung. Und das Opfer des Anschlags: Ein Bulle - also ein Polizist - hat ein Auge verloren.