Eigenwillig

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
drache64 Avatar

Von

Friedrich Ani schreibt in " Bullauge " über verletzte Seelen in verletzten Körpern, dieser Roman ist also eher als Psychogramm angelegt und wird Krimileser enttäuschen. Das Schicksal des Münchner Polizisten Kay Oleander, der beim Einsatz durch eine aus der Menge der Demonstranten geworfene Flasche ein Auge und damit seine gewohnte Arbeit verliert, beeindruckt nur zu Beginn. Nachvollziehbar schreibt der Autor aus der Sicht desPolizisten über seine Zukunftsängste, denn er wird nicht mehr seinen Dienst auf der Straße ausüben können, leider verfällt er rasch in das gängige Klischee, dass ein derart vom Schicksal gebeutelter Mensch dem Alkohol verfällt. Auch die Figur der Silvia Glaser, mögliche Tatverdächtige und nach eigenen Angaben durch einen von der Polizei verursachten Unfall aus der Bahn geworfen, ertränkt ihre Sorgen im Wein. Warum sich zwischen diesen beiden Menschen eine Art Beziehung entwickelt, kann ich nicht nachvollziehen.

Dass diese beiden Charaktere dann im Verlauf der Geschichte einen möglichen Anschlag aus rechtsradikalen Kreisen vereiteln möchten, erscheint mir doch zu konstruiert. Die Handlung wird auch aufgrund der etwas eigenwillig geschrieben Dialoge, deren Stil zwar bei den Drehbüchern zu " München Mord " gut funktionieren, aber im Roman eher hölzern wirken, zäh und immer unglaubwürdiger. Das ( für mich eher vorhersehbare ) Ende, das auf den letzten Seiten eine Auflösung der Hintergründe im Eiltempo bietet, wirkt auf mich so, als habe der Autor selber die Lust an der Geschichte verloren.

Ich habe bisher kein Werk von Friedrich Ani gelesen und nach " Bullauge " werde ich auch nicht mehr zu einem seiner Romane greifen. Ich kann diesem Buch leider nicht mehr als 3 Sterne geben, Fans des Autors mögen mir verzeihen.