ein intensives Psychogramm zweier Versehrter

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marga_pk Avatar

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Bei einem Einsatz auf einer Demonstration verliert der Streifenpolizist Kay Oleander ein Auge. Seitdem trägt er eine Augenklappe und ist im Krankenstand. Die anderen sehen in ihm einen Versehrten und empfinden Mitleid, erwarten aber auch, dass Oleander sich in die neue Situation fügt. Obwohl er selbst das Gefühl hat, dass es ihm gar nicht so schlecht geht – immerhin sieht er mit nur einem Auge doch genauso gut –, weiß er, dass er nach seiner Rückkehr in den Innendienst wechseln muss. Doch Oleander hat seinen Job gern ausgeübt, trotz der Schwierigkeiten und Herausforderungen. Wenn er jetzt in den Spiegel sieht, erkennt er ein nutzloses Wrack.
Oleander pendelt zwischen Wut, Selbsthass und Selbstmitleid.
Als er schließlich private Ermittlungen zu seinem eigenen Fall aufnimmt, da die Kollegen nicht weiterkommen (oder es auch gar nicht erst so wirklich versuchen, wie es ihm vorkommt), stößt er auf den Namen einer Frau und eine Adresse. Doch ist Silvia Glaser, die sich nach einem Fahrradunfall, an dem ein Streifenwagen Schuld hatte, auf auf einen Gehstock stützt und Oleander von einem bevorstehenden Attentat der rechtsextremen Szene erzählt, die Werferin der Flasche?

Friedrich Ani hat eine intensive Geschichte über zwei Versehrte geschrieben, die schließlich zueinander finden und beschließen, einen Anschlag, von dem nicht sicher ist, ob, wann und wo er stattfinden soll, zu verhindern versuchen. Ganz ohne künstliche Dramatik und mit viel Einfühlungsvermögen sich der Autor seinen Figuren und erzählt von lebensverändernden Verletzungen und dem Wunsch, das Richtige zu tun.
Doch Oleanders Einsatz geht schief – und am Ende muss Oleander sich fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, erst gar nicht auf eigene Faust zu ermitteln.
Bullauge ist ein hochaktuelles Buch einerseits über die Arbeit der Polizei, die sehr frustrieren kann, und andererseits über die Ausschreitungen der rechten Szene und die persönlichen Gründe, warum manche Menschen, die bisher nie auffielen, den Parolen und Verschwörungstheorien der Hetzer glauben.