Bullen und Schweine oder "dahoam is dahoam"

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bücherkarin Avatar

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Das Cover ist so gestaltet, dass man auf den ersten Blick "Bullen Schweine" liest und im weiteren Verlauf des Romans trifft dieser Titel durchaus auch manchmal zu.

Der Münchener Kommissar Konrad Wolf hat von dem seltsamen Mord am Futtermittelproduzenten Plochinger gelesen - mit 14 Messerstichen regelrecht abgeschlachtet, eine Schweinemaske aufgesetzt und in einem Schweinesarg gefunden. Geschehen in der niederbayerischen Provinz, aus der auch Wolf stammt. Und - pikantes Detail - Klara, die Witwe des Ermordeten ist Wolf´s Jugendliebe. Er nimmt diesen Fall zum Anlass, endlich sein gestörtes Verhältnis zu seiner Heimat, die er vor 30 Jahren verließ, zu klären, seine ganz private Vergangenheitsbewältigung zu machen und nebenbei zu schauen, ob Klara immer noch so eine knackige Figur hat.... Offiziell kann er sich an den Ermittlungen vor Ort nicht beteiligen, aber der Straubinger Kommissar Hubert Hartmann hat ihn eingeladen, ihn zu begleiten.

Sie beginnen auf dem Hof des Mastbauer Bergmüller, wo die Leiche im Schweinesarg gefunden wurde und Wolf viele Informationen zur modernen Landwirtschaft erhält. Auch wenn hier alles einen guten Eindruck macht, einen Haken gibt es doch - Bergmüllers einzige Tochter kam vor fünf Jahren bei einem Autounfall ums Leben. Trägt jemand daran die Schuld und wollte den Unfall rächen?

Die ländliche Schein-Familien-Idylle, die Hartmann ihm vorführt, regt Wolf so auf, dass es am Abend beim Gäubodenfest zu einer Schlägerei zwischen beiden kommt. Danach landet Wolf ziemlich betrunken in einer Bar und erhält dort auch einige Informationen zu Plochinger. Es wird schnell klar, dass der in vielen unlauteren Geschäften seine Finger hatte, mit einem tschechischen Geschäftspartner wollte er sogar ganz groß eine Wellness-Anlage aufziehen. Ist hier das Mordmotiv zu suchen?

Nach der Beerdigung trifft Wolf mit Klara zusammen, erhält auch von ihr und vor allem dem mit ihr befreundeten Prokuristen Mölter wieder Informationen zu den Geschäftspraktiken Plochingers. So ganz unverdächtig erscheinen die beiden Wolf auch nicht.....     Auch wenn Wolf für die Witwe Plochinger nicht mehr das empfinden kann, was er früher für Klara empfunden hat, kommt es doch fast noch zu einem Schäferstündchen. Da knallt ein Schuß durch den hellen Sommertag, Wolf kann sich noch wegducken, aber Klara wird tödlich getroffen. Wolf flieht, geplagt von Angst und den Dämonen der Heimat und taucht unter.

Weitere Ermittlungen führt er nun "undercover" und der Leser muß sich fragen, ob er den Fall nicht noch mehr verwirrt und Schaden anrichtet.

Gegen Ende kommt der Krimi nochmal ganz schön in Fahrt und nimmt ein paar überraschende Wendungen, und vielleicht rettet Kommissar Wolf zwar letztendlich nicht die Welt, aber doch einige Menschenleben.

_Fazit:_ Ein Regionalkrimi, geschrieben mit Herz und Verständnis für die Marotten der Niederbayern, die auch mal auf die Schippe genommen werden. Durchaus humorvoll, wobei mir die Schilderung der psychischen Probleme, der Dämonen des Kommissars und seiner Fähigkeit zur totalen Abstaktion zu überzogen erscheint. Die Spannung kommt gegenüber Heimatgefühl und Psychoanalyse zu kurz.