Der Wolf im Schweinestall

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murksy Avatar

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Kommissar Wolf wagt sich eigentlich nur deshalb in die Provinz, weil seine frühere Liebe nun zur Witwe geworden ist. Makaber aufgebahrt wurde ihr Mann, ein einflussreicher Futtermittelproduzent, in einem Schweinesarg gefunden. Eigentlich ist es nicht Wolf`s Fall. Und eigentlich ist er auch zu sehr mit sich und seinen Problemen (der versehentliche Schuss auf einen Kollegen) beschäftigt, um ernsthaft zu ermitteln. Außerdem ist der Kollege Hartmann aus der Provinz ja auch schon mächtig am Gange. Doch Wolf ermittelt trotzdem, wenn auch mit sehr eigenen Methoden. Da wird schon mal in einem zwielichtigen Etablissement recherchiert oder beim geradezu esoterisch angehauchten Schlachten eines Rindviehs philosophiert. Wolf ist auf der Suche nach einem Motiv. Da wird ihm ein Dossier zugespielt, dass auf mafiöse Praktiken des Ermordeten hinweist. Alles was kriminell erscheint wurde da zum Gelderwerb genutzt. Ganz Niederbayern ein korrupter Sumpf? Oder war es doch ein Beziehungsdrama? Die Ermittlungen sind durchzogen von mehreren Morden, Wolf immer ganz dicht dran. Die Wirklichkeit scheint mit der traumatischen Fiktion des sensiblen Bullen zu kollidieren. Hat er eine Frau erschossen? Will man ihn töten? Der Verfolger verfällt in einen Verfolgungswahn. Eine Psychologin tritt auch noch auf den Plan, wird zur Verbündeten, dann zur Verdächtigen.
Wolf kennt sich nicht mehr aus (nun gut, warum soll es ihm besser gehen als dem strapazierten Leser). Dann die Wende, ist der Täter einer aus den eigenen Reihen? Ein getriebener, der in einem umfassenden Reinigungswahn die Welt von allem bösem Erretten will? Oder war es doch der Franz, der kalte Schlachter, aus Rache?
Natürlich kommt Wolf der Sache auf die Spur, laut Umschlag muss er ja die Welt retten. Und nicht nur die Morde werden aufgeklärt, nein, das ultimative Massaker kann er verhindern. Bayern und die Welt scheint gerettet. Nur wird der Leser auch vor neuen Wolf-Fällen gerettet? Ich fürchte nein.


Das ein Redakteur einer Zeitung sich an einen Krimi wagt, muss nicht schlecht sein. Zumindest kann so einer ja schreiben, jo mei. Doch zu oft wirkt der Krimi wie ein langer Artikel aus dem Feuilleton. Geradezu sakral wird das Schlachten der Rinder betrachtet, der Kommissar als ein psychologisch zumindest angeschlagener Charakter dargestellt, der eigentlich gar keine Dienstwaffe mehr tragen dürfte. Auch die Ermittlungswege des Polizisten sind doch recht ungewöhnlich. Das alles hat man ja schon anderweitig gelesen. Doch damit wird nicht zwangsläufig ein spannender Krimi erzeugt. Die Figuren bleiben oberflächlich, zu aufgesetzt um sympathisch zu wirken. Wie ein Theaterstück inszeniert, dass zu abstrakt ist, um authentisch zu wirken. Weder die Motive des Kommissars zu ermitteln, noch die Motive des Täters sind glaubhaft dargestellt. Der Leser quält sich seitenlang durch die wirren Gedankengänge des Kommissar Wolf und hofft nur noch auf ein baldiges Ende, vollkommen egal, wer nun der Böse ist. Dem Buch fehlt es an Spannung, an wirklicher Überraschung. Die esoterischen Anwandlungen tun ihr Übriges, um den Leser NICHT zu fesseln, sondern fügen sich ein in ein Gewirr aus Verdächtigen, Andeutungen, Vermutungen. Alles ohne roten Faden, ohne den Leser zu binden. Die Figuren erscheinen so belanglos, wie die ganze Geschichte um Rache, Verrat, Stolz, Korruption, Erlöserwahn usw. Eine bunte Mischung, ein Buch in das zu viel gepackt werden wollte, weniger wäre mehr gewesen. Der Versuch, den Kommissar als einen der Bevölkerung zu zeigen, schlägt fehl. Der Mann bleibt farblos und wirkt fehl am Platz. Positiv könnte man sagen, ein ungewöhnlicher Krimi. Doch unter einem Krimi verstehe ich auch Spannung, überraschende Wendungen, die aber auch logisch wircken müssen und nachvollziehbar sein sollen. Sonst bleibt nach der Lektüre nur ein großes Fragezeichen und Leere.