Gähn und Langeweile

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Da hat er sich ja einiges vorgenommen, der Kommissar Wolf. Laut Titel soll er gleich einmal die Welt retten ' und wenn das schon nicht klappt, dann wenigstens ganz Niederbayern. Der Prolog deutet es nämlich an: Auf dem Gäubodenfest soll eine Bombe explodieren ' und es liegt an Konrad Wolf, diese Katastrophe zu verhindern.
Wie es dazu kommen konnte und was es mit dem toten Unternehmer, der in einem Schweinesarg ermordet aufgefunden wurde, auf sich hat, dass klärt Josef Kelnberger in seinem Roman "'Bullen und Schweine"'. Leider gelingt ihm dies nur auf absolut unbefriedigende Weise. Sein siebenundvierzig Jahre alter Kommissar Wolf ist ein misanthropischer Ermittler, der nach seinem Weggang aus dem Gäuboden nach München nun wieder in die alte Heimat zurückkehrt. Dort soll er den Mordfall aufklären und die örtlichen Polizeikräfte unterstützen, dies allerdings nur unwillig.
Er erinnert in seiner Behäbig- und Miesepetrigkeit stark an Simon Brenner, den von Wolf Haas ersonnen österreichischen Kult-Kommissar. Im Buch erweist Kelnberger diesem auch offen eine Referenz, indem er an den großartigen Roman bzw. Film 'Silentium' erinnert.
Leider bleibt stets ein Gefühl, mit diesem Kommissar eine schlechte Kopie des Österreichers zu lesen ' hier hätte ich mir eine größere Unterscheidung vom alltäglichen Krimiallerlei gewünscht. So hat man das Gefühl, dieser Konrad Wolf ist ein Kommissar unter vielen, die die literarische Krimilandkarte bevölkern.

Die 'großartige neue Stimme im Regionalkrimi', die der Verlag in seiner Ankündigung anpreist, ist Josef Kelnberger leider mitnichten. Abgesehen von der höchst unrealistischen Situation, dass ein völlig autarker Kommissar in Niederbayern auf eigene Faust einen Mord aufklärt und ihm dann auch das Entkommen vor Kollegen gelingt, ist die Handlung auch ansonsten recht unlogisch.
Der Erzählfluss mag nicht so richtig in Fahrt kommen, ein Sinnbild hierfür ist die Flucht des Kommissars vor seinen niederbayerischen Kollegen. Anstatt auf einem Auto oder ähnlichem Gefährt zu flüchten tuckert der Polizeibeamte mit einem Moped der Marke Quickly gemächlich durch den Gäuboden und auch die Handlung. Man braucht wirklich viel Geduld, um der Handlung des Romans zu folgen und auch wenn das Tempo im letzten Drittel erhöht wird, reicht das keineswegs, um den Leser für die zuvor stattgefundene Langweilerei zu entschädigen.
Insgesamt bleibt nach der Lektüre von 'Bullen und Schweine' das Gefühl, dass der Buchtitel auch 'Gähn und Langeweile' hätte lauten können.
Anstelle dieses Werkes sollte man lieber wirklichen Könnern das Feld überlassen, der oben bereits angesprochene Wolf Haas wäre ein Beispiel hierfür. Und wer gerne Regio-Krimis mit originellen Plots liest, dem sei an dieser Stelle noch ausdrücklich Jörg Maurer ans Herz gelegt (Föhnlage, Hochsaison, Niedertracht, Oberwasser).

 

Bücher sind wie Schiffe, die das Meer der Zeit durchsegeln (Francis Bacon)