Lesequal statt Krimivergnügen

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In einem kleinen Weiler bei Straubing wird ein Lokalpolitiker erstochen und in einem Sarg in einem Schweinestall platziert. Der Sarg war vom Schweinemäster Bergmüller liebevoll für einen seiner vierbeinigen Allesfresser entworfen und gestaltet worden. Nun liegt der örtliche Großunternehmer Plochinger darin. Der gewaltsame Tod würde Hauptkommissar Konrad Wolf aus München eigentlich gar nichts angehen. Aber er stammt ursprünglich aus dieser Gegend Niederbayerns und die Ehefrau des Ermordeten, ist seine ehemalige Verlobte Klara. Zwei Gründe für eine Rückkehr in die Heimat.

 

“Bullen und Schweine” ist die schwermütige Rückschau eines skeptischen Mittvierzigers. Wolf sucht nach einer Heimat die er aufgegeben hat um in der Stadt die große Freiheit zu finden. Er will wieder zu etwas gehören, auf das er freiwillig verzichtet hat. Darum biedert er sich durch sein Fachwissen bei dem verdächtigen Schweinemäster an (auch Wolfs verstorbene Eltern waren Landwirte und Schweine kastrieren gehörte zu seinen Pflichtaufgaben). Er vergrätzt aus Neid seinen Kollegen Hartmann, der sein ganz persönliches Bio-Bauernhof-Idyll verwirklicht hat.

 

Die zaghaften Versuche das Verbrechen aufzuklären gehen in einem Wust diffuser Gedanken und sinnfreier Betrachtungen unter. “Wolf hatte sich, um sein Problem zu verstehen, ein Modell zurecht gelegt. Schon sein Leben lang kämpfte er gegen dieses Unvermögen, sich auf das Hier und jetzt zu konzentrieren, im richtigen Moment die richtige Antwort zu finden. Und deshalb stand dieser Konrad Wolf immer so seltsam und steif und verkrampft auf dem Zeitband des Lebens.” Seltsam, steif und verkrampft sind passende Ausdrücke. Wolfs Handlungen sind wirr, seine Persönlichkeit seltsam, er wirkt verkrampft, erregt Unverständnis. Er trieft vor Selbstmitleid, verliert sich in Tagträumen und redet mit Phantasiefiguren in seinem Kopf, zitiert seitenweise Textstellen aus Pop- und Rockmusikstücken und philosophiert über deren vermeintlich tiefgründige Aussage.

 

Spätestens auf Seite 50 beginnt man, sich über die mangelnde Spannung und das alberne Gewäsch zu ärgern. Hier wird der Heimattrip eines langweiligen Spießers, der nur mit sich selbst befasst ist, als “ein Fall reinen Sprengstoffes” angepriesen. Das ist er mitnichten. Auch sprachlich ist das Buch kein Vergnügen. “Der Kommissar lächelte sein blödestes Lächeln.“ “Hör auf mit deinen Scheiß-Kräutern und deinen Scheiß-Weinen. Fisch, Fleisch, Roter Wein. Weißer Wein. Mehr kenn ich nicht. Mehr brauch ich nicht. Jede Silbe einzeln brüllte der Kommissar heraus.“ Diesen Ausruf des Kommissar kann man getrost abwandeln: Mehr Krimis von dieser Sorte braucht man nicht! Man ist froh, wenn man das Buch endlich zur Seite legen kann und die Lesequal vorbei ist.