Verwirrung in der Provinz

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laberladen Avatar

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Dieses Buch ist kein typischer Regionalkrimi. Es werden zwar die Eigenheiten der niederbayerischen bäuerlichen „Quadratschädel“ thematisiert und die Unterschiede zu den Münchner Großstadtbewohnern immer wieder klar gemacht. Doch Kommissar Wolf gehört zu beiden Gruppen, ist er doch als junger Mann Hals über Kopf aus dem Gäuboden nach München gegangen, um dem Landleben zu entfliehen. Sein kompliziertes und von seinen eigenen Dämonen bevölkertes Innenleben mit reichlich Phobien, Ängsten und wahnhaften Ansätzen nimmt einen großen Teil dieses Buches ein, die Krimihandlung wird dadurch gerne in den Hintergrund gedrängt. Seine oft verschrobenen Gedankengänge sind manchmal anstrengend zu lesen. Auch das, was die anderen Personen tun oder meinen, ist nicht immer gradlinig und nachvollziehbar. Damit ich diese Skurrilitäten genießen könnte, hätte ich mehr – von mir aus gerne zynischen – Humor gebraucht. Leider gab es den nicht, obwohl der Einstieg ins Buch bei mir diesen Eindruck erweckte.

Die Sprache fällt durch viel indirekte Rede auf und ist gespickt mit Adjektiven und bildhaften Formulierungen, die mir stellenweise gut gefallen haben, aber in anderen Abschnitten einfach zuviel des Guten waren. Auch hier hätte mir etwas mehr Geradlinigkeit und Konzentration auf die Handlung besser gefallen.

Durch viele Abschweife ins Innenleben und die Vergangenheit des Kommissars wird die Handlung immer wieder gebremst und die Spannung bleibt trotz Verfolgungsjagden und mehrere Schusswechsel mäßig. Immerhin habe ich mich beim Lesen nicht direkt gelangweilt und konnte auch „dran bleiben“ an der Geschichte. Wer einen spannenden klassischen Krimi im Provinzmilieu erwartet, dem kann man nur von „Bullen und Schweine“ abraten. Wer aber etwas Ungewöhnliches sucht, sich auch auf Experimente einlassen mag und die gemächliche Gangart schätzt, der wird an diesem Buch seine Freude haben.