auch für Erwachsene

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
mowala Avatar

Von

Seine Hilfsbereitschaft wird dem 16-jährigen Linus zum Verhängnis. Bei dem Versuch einem vermeintlich Blinden zu helfen wird er betäubt, entführt und findet sich schlißlich in einem von der Außenrwelt abgeschlossenem Wohnbereich wider. Das einzige, was er vorerst vorfindet ist ein Notizbuch und ein Stift, so beginnt er die Umstände seiner Entführung und die Gegebenheiten aufzuschreiben,
Da haben wir auch gleich das Stilmittel - das Buch ist in Tagebuchform aus der Sicht von Linus geschrieben.
Nach und nach kommen fünf weitere Gefangene verschiedenen Alters und unterschiedlicher Herkunft dazu.
Linus versteht es, die Charaktere sehr gut einzuschätzen und dem Leser ein Bild von seinen Leidensgenossen zu zeichnen. Die Qualitäten und auch die negativen Eigenschaften der einzelnen Personen werden im Laufe der Geschichte immer deutlicher und von Linus sehr gut dargestellt.
Auch in sein Innenleben, seine Ängste und Überlegungen bekommt der Leser einen tiefen Einblick.
Der anfangs bestehende Zusammenhalt der Zweckgemeinschaft bröckelt zusehends, als der Entführer, der alles per Mikrofon und Kamerade beobachten kann, ein perfides Spiel mit der menschlichen Natur seiner Opfer beginnt. Unbotmäßiges Verhalten, wie Fluchtversuche, Zerstürung des Inventars wird mit Essensenzug, willkürlicher Temperaturregelung und ähnlichem an der ganzen Gruppe gestraft. Das führt zu Schulzuweisungen und belastet den Zusammenhalt der Gruppe zunehmend. Ein "unmoralisches Angebot" läßt die Situation schließlich eskalieren.

Die Geschichte hat mich sofort in den Bann gezogen.
Die Art wie die Situation und die beteiligenten Personen durch Linus' Augen beobachtet, beschrieben, ja auch analysiert werden ist unglaublich fesseld und mitreissend.
Ich hatte, da es sich bei "Bunker Diary" um ein Jugendbuch handelt, eine etwas "weichgespülte" Erzählweise erwartet und wurde aufs Angenehmste überrascht. Der Autor schönt nichts, sondern schildert die unerträgliche Situation halt wie sie ist - ohne Streicheleinheiten, die zur Verschönerung beitragen sollen. Womit ich nicht meine, dass seine Erzählweise brutal oder eklig ist, einfach realistisch und unter die Haut gehend.,

Das Ende ist auch nicht gerade aus einem Disneyfilm, aber eben so wie es ist das einzig passende für die Geschichte.

Alles in allem hat" Bunker Diary" die Qualität eines packende Thriller für Erwachsene, was man umgekehrt nicht über jedes Buch dieses Genres sagen kann. Ich behapte mal, dass ich aus jenem Genre seit längerem nichts ähnlich Packendes gelesen habe

Das einzige etwas Ärgerliche an dem Buch war für mich das Vorwort des Autors, welches lieber ein Nachwort hätte sein sollen, da es vom Ende bereits ein ganzes Stück vorweg nimmt.
Aber da kann ja wahrscheinlch der Autor nichts für und es ändert nichts an seiner mitreissenden Schreibweise.