Ein ungewöhnliches Jugendbuch

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Von

Bunker Diary von Kevin Brooks
erschienen bei dtv
Auf offener Straße wird der sechzehnjährige Linus eines Morgens von einem Fremden überwältigt und in einen Bunker gesperrt.
Fünf weitere Personen folgen.
Der Willkür des unbekannten Täters ausgesetzt, suchen Linus und seine Mitgefangenen nach einem Weg, in dieser gnadenlosen Situation das zwangsweis Miteinander erträglich zu machen.
Doch als der Entführer beginnt, sie gegeneinander aufzuhetzen, eskaliert die Lage…
(Klappentext)

Das Cover dieses Buches finde ich sehr außergewöhnlich und interessant. Es wirkt auf mich mit der dreidimensionalen Darstellung des Raumes und der Kamera geradezu düster. Der Titel ist als leichte Prägung in orange dargestellt. Dass die Kapitel als Tage gekennzeichnet sind, finde ich toll. Die Story wird in der ersten Person erzählt.

Der sechzehnjährige Linus wird am hellichten Tag auf offener Straße entführt. Dabei wollte er einem blinden Mann nur helfen. Jetzt sitzt er gefangen in einem Bunker, der Zimmer und Geschirr für insgesamt sechs Personen bereit hält. Licht gibt es nur zwischen acht Uhr morgens und Mitternacht. Was soll das alles? Ist das eine Entführung mit Lösegelderpressung? Kommen noch weitere Personen? Linus ist ratlos. Doch nach und nach werden tatsächlich noch andere Menschen in den Bunker gebracht. Nun müssen sie sich zusammen einen Weg nach draußen überlegen. Doch sie sind nie unbeobachtet. Die Kamera bekommt alles mit…

Ein überaus erschreckendes Buch, mit einer Story, die jedem von uns passieren könnte. Mir wurde mit jeder weiteren Seite wirklich Angst und Bange. Kevin Brooks hat einen sehr faszinierenden und rasanten Schreibstil. „Bunker Diary“ ist somit ein richtiger Pageturner.
Die Story wird von einer beklemmenden Atmosphäre dominiert, die in diversen Szenen sehr deutlich wird. Die einseitige und daher ungewöhnliche Erzählperspektive fand ich sehr interessant und auch überraschend. Der Leser ist dadurch mitten im Geschehen. Man verfolgt gespannt die Tagebucheinträge von Linus, das einzige, was er in dieser schweren Zeit hat. Er wirkte auf mich recht sympathisch und wird authentisch dargestellt.

Es ist schwer, so zu tun, als ob einem alles egal ist. So schwer, dass du anfängst zu weinen.
S. 125

Einen Kritikpunkt habe ich allerdings. Der Leser bekommt zu wenig Informationen über die Herkunft und Hintergründe der einzelnen Charaktere. Einzig Linus wird detaillierter dargestellt. Natürlich ist er die Hauptperson in dem Ganzen, aber etwas mehr Info hätte bei den verbleibenden Fünf auch gut getan. Das Ende hatte ich mir ganz gewiss nicht so vorgestellt. Es ließ mich sprachlos zurück. Aber mehr wird bestimmt nicht verraten!

Kevin Brooks hat mit „Bunker Diary“ einen wahren Pageturner kreiert, der den Leser kaum zur Ruhe kommen lässt. Von der ersten bis zur letzten Seite steht man regelrecht unter Strom und wartet auf die nächste Gemeinheit des Entführers. Der Autor war sehr einfallsreich, wenn es darum geht zu zeigen, wie krank ein Gehirn sein kann. Die gesamte Story löste in mir ein großes Beklemmungs- und Angstgefühl aus.
Ich vergebe für diesen meisterhaft geschriebenen und eher ungewöhnlichen Jugendroman sehr gute 4 von 5 schwarzen Katzen.


Kevin Brooks, geboren 1959, wuchs in einem kleinen Ort namens Pinhoe in der Nähe von Exeter/Südengland auf. Er studierte in Birmingham und London. Sein Geld verdiente er lange Zeit mit Gelegenheitsjobs. Seit dem überwältigenden Erfolg seines Debütromans ›Martyn Pig‹ ist er freier Schriftsteller.
Für seine Arbeiten wurde er mit renommierten Preisen ausgezeichnet, u.a mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis, für den er innerhalb von sieben Jahren fünf Mal nominiert und den er zwei Mal erhalten hat. Seit 2011 schreibt er auch Kriminalromane für Erwachsene.


Seiten: 300
Alter: ab 15
ISBN: 978-3-423-74003-6
Preis: 12,95 Euro


© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich bei Vorablesen und dem Verlag für dieses Exemplar bedanken!