Es geht ums überleben

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dicketilla Avatar

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Er hilft diesem Blinden einen schweren Koffer auf die Ladefläche seines Fords Transit zu tragen.
Plötzlich wird ihm ein feuchtes Tuch auf das Gesicht gehalten. Später findet er sich, in einem Rollstuhl sitzend, in einem Aufzug wieder, sein Blick auf einen dunklen Tunnel gerichtet.
So brachte ihn seine Hilfsbereitschaft in den größten Alptraum seines Lebens.
Anfangs denkt er an eine Entführung, er der 16 jährige Linus, ist der Sohn eines reichen Mannes.
Nachdem das Licht im Bunker anging, findet er 6 Zimmer, ein Bad, eine Küche, einen Esstisch mit 6 Stühlen. An den Decken befinden sich Gitter, hinter denen sich Kameras befinden.
Wände, Decken und Böden sind aus Beton, und er fragt sich wer noch kommen wird.
Der einzige Weg nach draußen, der Fahrstuhl.
Dann öffnet sich dieser, und in ihm sitzt ein kleines Mädchen, in dem Rollstuhl, in dem er zuvor saß.
Es ist die 9 jährige Jenny, bei der er sich als Polizist ausgab, um sie zu ihrer angeblich verletzten Mutter zu fahren. Jennys Eltern sind nicht reich, daher kann es keine Entführung sein, wird Linus bewusst.
Er beginnt sich um die verängstigte Jenny zu kümmern.
Jenny schreibt einen Zettel mit der Bitte um etwas zu Essen, legt diesen in den Fahrstuhl, und ER erfüllt ihren Wunsch. So erkennen sie, dass der Fahrstuhl eine Verbindung zu IHM wird.
Es gibt keine Lichtschalter, morgens um Acht geht das Licht an, um Mitternacht wieder aus.
Wenig später kommen noch 4 weitere Opfer dazu, mit ihnen die Unruhe und Gereiztheit.
Was will ER, wer ist ER, Fragen, die keine Antwort finden.

In den Zimmern liegen Notizbücher, und Linus beginnt seine Eintragungen. Sie beginnen am 30. Januar 10:00 Uhr und werden bis zum 21. März geführt, danach ist ihm die Zeit verloren gegangen.
Im Tagebuch schreibt er seine Erinnerungen, an sein früheres Leben, die Zeit, als seine Mutter noch lebte, wie der Vater nach ihrem Tod in Alkohohl und Drogen verfiel. Später im Internat verspottet, und durch den Reichtum des Vaters, nur noch diese Leere spürte, bis er aus dieser ausbrach. Seid 5 Monaten lebte er auf der Straße, verbrachte seine Zeit als Straßenmusiker.

“ Vielleicht ist es ja nur Zufall, aber abgesehen von Jenny und mir scheinen wir alle größtmöglichen Abstand zu halten. was irgendwie seltsam ist, findest du nicht? Ich meine wir hocken hier, alle vereint in dieser höllenhaften Situation, wir versuchen alle verzweifelt hier raus zu kommen, und dabei benehmen wir uns wie Fremde in einem Bus. Aber vielleicht ist es ja auch gar nicht so seltsam?
Wahrscheinlich verhalten sich Menschen einfach so.” (S.66)

Die Handlung wird durch die Tagebuchaufzeichnungen von Linus erzählt. Man erlebt die Veränderungen innerhalb der Gruppe. Sie werden beobachtet, abgehört und bestraft. Man empfindet sich als Voyeur, hilflos diesem perfidem Spiel ausgesetzt ist, wie ein Sog, dem man nicht entkommt.
Ein finsteres Bild , wenig Hoffnung in sich trägt, über Leben und Tod nachzudenken anregt.
Linus, der sich nie irgendwo dazugehörig gefühlt hat, findet sich das erste Mal dazugehörig, wenn auch in einer unfreiwilligen Gemeinschaft.
So ist er der wahre Held für mich in der Geschichte, obwohl ich mir ein anderes Ende gewünscht hätte.
“Bunker Diary” ist ein Jugendbuch, was man auch an der Schreibweise erkennt, dennoch eine Geschichte, die viel zu sagen , betroffen macht, aber auch nachhaltig bleibt.
Sehr empfehlenswert!