Irritierend und Fragen aufwerfend

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helena Avatar

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Der 16 jährige Linus, der von zu Hause abgehauen ist und sich nun in London als obdachloser Straßenmusiker über Wasser hält, wird entführt. Nachdem er mit Chloroform betäubt wurde, findet er sich in einer Bunkeranlage mit 6 Zimmern wieder. Dort liegt auch ein Notizbuch, dass er fortan als Tagebuch verwendet.
Nach und nach kommen weitere Entführte hinzu: die 9 jährige Jenny; Anja, eine Immobilienverkäuferin; Fred, ein Junkie und Gauner; William, ein Wirtschaftsberater sowie Russel, der 70 jährige Physiker und Schriftsteller.
Niemand weiß, wer der Entführer ist und was er will. Fluchtpläne werden geschmiedet. Aber jeder Raum wird kameraüberwacht. Der Entführer verteilt Strafen wie Essensentzug, quält die Gefangenen mit Lärm und willkürlichen Temperaturunterschieden...und hat noch weitere Ideen, um die Lage zuzuspitzen.

Linus fungiert als Ich- Erzähler, da der Leser sein Tagebuch liest. Hier findet man auch den Satz: "Wenn es dich gibt und du das hier liest, bin ich wahrscheinlich tot." Man erhält einen dichten Einblick in seine Gedanken und Gefühle und erfährt auch einiges aus seiner Vergangenheit.
Linus ist mir ans Herz gewachsen. Er ist sehr sympathisch, reflektiert, hat sein Herz am rechten Fleck und scheint die gute Seele unter den Entführten zu sein.

Diesen Roman als Linus` Tagebuch zu lesen, empfand ich als wirklich sehr originelle Idee.
Das Bunker Diary ist flüssig und sehr spannend geschrieben.

Trotzdem bleibe ich am Ende zurück und frage mich, wo liegt der Sinn? Was soll das? Und genau das ist sicherlich auch vom Autor beabsichtigt. Man kann das Buch als Parabel zum Leben lesen. Wie soll man leben, wenn am Ende der Tod steht? Welche Werte sind mir wichtig? Wie wichtig sind meine Mitmenschen? Hier steht jedoch jeder Leser selbst vor der Aufgabe, sich Gedanken zu machen.

Fazit: Ich bin etwas unschlüssig. Ich fühlte mich vom Autor ein wenig im Stich gelassen. Dieses Buch sollte man, wenn man es liest, mit anderen diskutieren, um sich über die verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten auszutauschen. Ich glaube erst dann kann man als Leser etwas zufriedener sein, um nicht allein mit den ganzen Fragen zu stehen.