Was würdest du tun?

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harakiri Avatar

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Das ist alles was ich weiß…

Und das ist nicht viel. Linus wacht benommen in völliger Dunkelheit und erst nach und nach erinnert er sich: er wurde von einem „Blinden“ entführt. Langsam erkundet er sein neues Zuhause und stellt fest, dass es alles in sechsfacher Ausführung gibt. Er folgert daraus, dass wohl noch mehr Menschen kommen. Und tatsächlich: die erste ist die kleine Jenny. Erst 9 Jahre alt und völlig verängstigt. Bald ist das Sextett vollständig, aber keiner weiß den Zweck ihrer Entführung, noch den Sinn ihrer Gefangenschaft. Bald liegen die Nerven blank und das liegt nicht nur an der Unterschiedlichkeit der Charaktere, nein, auch ER, wie sie den Entführer nennen, hetzt die 6 Personen untereinander auf…

Ein erschreckender Gedanke! Man wird entführt und mit 5 Personen in einen Bunker gesperrt und Tag und Nacht überwacht und manipuliert. Die Uhr geht falsch, Essen gibt es nur wenn man drum bittet und die Strafen für Fehlverhalten sind schrecklich. Sehr intensiv schreibt Kevin Brooks. In der ICH-Form und spricht den Leser direkt an. Linus schreibt Tagebuch seiner Tage im Bunker und ich als Leser bin mitten drin. Das gelingt dem Autor sehr gut, man hofft und bangt, betet und leidet mit Linus und seinen Mitgefangenen.
Besonders in der zweiten Buchhälfte gewinnt die Handlung an Fahrt. Die Manipulationen seitens des Entführers beginnen. Die Protagonisten hungern, werden krank, versuchen die Flucht. Hier stellt sich der Leser dann auch – basierend auf den Einträgen im Tagebuch – die Frage: was würde ich tun? Resignieren, aufgeben oder kämpfen bis zum Schluss.

Nachdem ich am Anfang das „Vorwort“ des Autors gelesen habe wusste ich leider schon, wie das Buch ausgeht, das hat die Lesefreude schon etwas getrübt. Ich hatte ein Leseexemplar und hoffe, dass diese Anmerkung des Autors im fertigen Werk dann nach hinten rutscht. Denn er verrät dort schon viel zu viel!