Der Bestseller aus Japan nun endlich auch in deutscher Sprache!

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Manako Kajii sitzt im Gefängnis. Die Frau soll mehrere Morde begangen haben, nachdem sie ihre Opfer in ihren Bann zog – und das als japanische Frau, die so gar nicht dem typischen Schönheitsideal entspricht. Das ist in Tokio natürlich ein medienträchtiger Fall, doch in der Öffentlichkeit herrscht gezwungenermaßen bisher die Spekulation vor.
Es reißen sich viele Journalisten darum, mit Manako Kajii sprechen zu können. Nur dem Tipp ihrer Freundin Reiko ist es zu verdanken, dass unsere Protagonistin Rika auch tatsächlich die Chance zu einem Interview mit der berüchtigten Serienmörderin erhält. Der Nachteil? Sie darf mit ihr nicht über den Fall sprechen, sondern nur über ihre Kochkunst und die Liebe zum Essen.

Dass diese Gespräche nicht nur für Rikas Karriere bedeutsam sind, sondern auch ihren persönlichen Lebensstil und ihre Einstellung so maßgeblich verändern, hat sie zu Beginn wohl nicht gedacht. Schnell entdeckt sie selbst ihre Liebe zum Essen, zu ihrem eigenen Körper und zur Selbstbestimmung. Das kommt in ihrem Umfeld aber nicht bei allen sonderlich gut an.

„Für eine Köchin musste es tatsächlich ein Leichtes sein, jemanden zu töten.“




Die Themen Essen, Geschmack, Genuss und Gemeinschaft spielen in diesem Roman eine wichtige Rolle. Manchen von euch werden die Beschreibungen in diesen Bereichen auf den ersten Blick vielleicht zu detailliert erscheinen, aber auch zwischen den Zeilen verbirgt sich so viel, dass dieser Roman jede Zeile wert ist.
Generell stecken in vielen Bildern, die die Autorin zeichnet, Anspielungen oder Metaphern. Sehr spannend fanden wir hier auch das immer wieder angesprochene Bilderbuch Der kleine schwarze Sambo.

Die patriarchale Gesellschaft und die Rolle der Frau – insbesondere in Japan – werden hier von Asako Yuzuki eindringlich geschildert und in Frage gestellt. In jedem einzelnen Kapitel merkt man an Gedanken oder Verhaltensweisen der Figuren, wie festgefahren viele Menschen sind und wie schwierig es sich gestalten kann, aus bewährten Mustern auszubrechen.

»Der köstliche Geschmack war wie ein endloses Fallen, wirbelnd und sich drehend wie ein Walzer.«




Nicht nur sprachlich ist dieser Roman ein Genuss!
Die psychologischen und gesellschaftskritischen Einblicke, die uns die Autorin Asako Yuzuki in Butter bietet, sind einfach faszinierend. Die Charaktere sind alle wirklich gut gezeichnet und die Entwicklung von Protagonistin Rika enorm fesselnd. Wie schnell man sich – sowohl von manipulativen Einzelpersonen als auch von der Gesellschaft – beeinflussen und formen lässt, hält uns den Spiegel vor, ohne belehrend zu wirken.

Der Roman beruht lose auf dem realen Fall von Kanae Jijima, welche für sieben mutmaßliche Morde und Betrug angeklagt wurde. Sie wurde zum Tode verurteilt und sitzt seit 2019 im Todestrakt des Tokyo Detention House.

Ich habe bei dem Wort „Serienmörderin“ im Klappentext und der Verbindung zu einem realen Fall ein wenig mehr Spannung erwartet, als ich dann bekommen habe.
Dies war zwar eine Überraschung, aber keinesfalls eine negative, denn Asako präsentiert hier eine enorme Dichte an Themengebieten. Der eher langsame, charaktergetriebene Aufbau passt perfekt zu diesem Roman. Kein Wunder also, dass Butter in Japan schon so hoch gelobt wurde.

„Sie glauben, zwischenmenschliche Beziehungen bestünden darin, jemanden dazu zu bekommen, zu tun, was Sie wollen, aber so läuft das nicht.“