Gehaltvoll und trotzdem ein Appetithappen

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hannahreads Avatar

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Es fällt mir wahnsinnig schwer, meine Gedanken und Gefühle gegenüber Butter von Asako Yuzuki, übersetzt von Ursula Gräf, in Worte zu fassen.

Zum einen war die Geschichte um Rika, die Manako Kanjii, eine angebliche Mörderin, interviewt und sich dabei auf eine kulinarische Reise begibt, faszinierend. Asako Yuzuki nimmt sich Zeit für Rikas Gefühlswelt, das Leben ihrer Familie und Freunde, ihre Wünsche und Hoffnungen. Sie nimmt sich Zeit für Japans patriarchale Kultur und Gesellschaft, in der Frauen sich für ihren Beruf oder eine Familie entscheiden müssen und der ‚Wert‘ einer Frau an ihr Aussehen gebunden ist. Sie erzählt feinfühlig und bedacht ohne ihre Figuren von Leser:Innen zu distanzieren und stellt Fragen, die mich als weibliche Person in meinem bisherigen Leben schon beschäftigt haben: Wie geht eine Gesellschaft mit dem Körper von Frauen um? Ihrem Gewicht? Ihrem Makeup? Ihrer Kleidung?

Zum anderen hat Asako Yuzuki es geschafft, dass ich mich an vielen Stellen unfassbar unwohl gefühlt habe. Immer wieder ging es um den Stellenwert von Essen und die Kultur des Essens in Japan. So habe ich zwar in den ersten Kapitel noch Appetit gegenüber den beschriebenen Speisen verspürt, war aber schnell in der Zwickmühle, das Körperbilder und Schönheitsideale beschrieben wurden, die dafür sorgten, dass ich mich als Leserin in meinem Körper unbehaglich fühlte. Ohne jetzt das große Wort Trigger zu bedienen, ist die Art wie über Gewicht und Körper in Butter gesprochen wird, ein Thema, mit dem sich alle Leser:Innen wohlfühlen sollten, bevor sie das Buch in die Hand nehmen.

Schlussendlich bin ich froh, mit Rika auf ihre Reise gegangen zu sein und mit ihr Essen und Kochen als Hingabe und Zärtlichkeit gegenüber dem eigenen Genuss kennengelernt zu haben. Es war aber bei weitem auch keine einfache Reise.