Interessante Verbindung von sozialkritischen Aussagen mit faszinierenden Beschreibungen zur Sinnlichkeit des Essens

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goldrenette Avatar

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Es gibt kein Buch in letzter Zeit, dass mich derart beschäftigt und zum Nachdenken angeregt hat, wie "Butter" von Asako Yuzuki.

Yuzuki geht in ihrem Buch auf viele gesellschaftliche Aspekte zur Rolle der Frau in Japan ein und welche Erwartungen an eine Frau gestellt werden. Dies tut sie jedoch nicht in Form eines Sachbuches oder geht auf viele einzelne Aspekte der Leben der in diesem Buch vorgestellten Frauen ein. Yuzuki nimmt stattdessen den Weg, die gesellschaftlichen Anforderungen an die moderne japanische Frau und ihre Selbstbilder über die Themen Essen, Ernährung, Kochen für sich und für andere und dem allgemeinen Thema der Sinnlichkeit des Essen zu zeigen.

Insofern wird das doch eher trockene, fachliche oder oft allzu emotionalisierte Thema "Rollenbilder der Frau" hier geschickt anders angegangen und regt zur Selbstreflexion an. Mich hat das Buch vorallem vor folgende Fragen gestellt:

Was für ein Verhältnis zu mir selbst zeigt sich in der Art wie ich koche? Was für ein Verhältnis zu mir und zu anderen zeigt sich, wenn ich für andere koche? Ganz persönlich bemerke ich bei mir bspw. dass ich für andere anders koche, als für mich selbst. Ich geize bei mir nicht an Salz, Fett, Käse oder Knoblauch. Wenn ich für andere koche, dann zeige ich weitaus mehr Zurückhaltung, was sich auch in meinem sozialen Umgang mit anderen zeigt. Gleichzeitig ist mir die sinnliche Komponente, also die Feinheiten des Geruchs, der Konsistenz und des Geschmacks von Essen wichtiger, wenn ich für andere koche. Jedoch eher in dem Sinne, dass ich diese eine kritischen Überprüfung unterstelle. "Ist mein Essen fad?" "Hat hier noch Petersilie gefehlt?" "Ist mein Essen eher öde, aber die anderen sagen dazu nichts?" "Hätte ich mal weniger/mehr von Zutat x/y hineingetan!"

Damit einher kommen dann auch automatisch Fragen, wie sich Liebe und Zuneigung zu einem selbst oder zu anderen im Akt des Kochens ausdrückt.

Yuzuki nutzt daher den Akt bzw. die Tätigkeit des Kochens und der sinnlichen Erfahrung von Gerichten und Nahrungsmitteln, um Fragen nachzugehen, wie schwierig Selbstliebe für Frauen in einer Gesellschaft wird, wo die gesellschaftliche Erwartung ist, dass Frauen sich nach den Erwartungen der Gesellschaft oder nach den Erwartungen ihres Mannes richten sollen.

Dabei stellt sie viele unterschiedliche Frauen vor, sei es Rika, Reiko oder Manako oder auch ihre Mütter, die alle anders mit diesen Themen umgehen und ihre individuelle Haltung zu diesen Fragen haben.

Ich könnte noch viel mehr schreiben - einen derart starken Eindruck hat dieses Buch bei mir hinterlassen! Aber ich belasse es mal bei diesen Zeilen und der Empfehlung:

Alles in allem ein äußerst interessantes Buch und sehr zu empfehlen!