Japanische Butter

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eulenmatz Avatar

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MEINUNG:

Ich lese sehr gerne asiatische Literatur. So habe ich bereits alles von Han Kang gelesen als auch die Bücher von Sayaka Murata. Für mich war ganz klar, dass ich den Roman von Asako Yuzuki lesen möchte, zu mal er auch genau wie Leserinnen für mich angepriesen wird.

Rika ist eine junge und aufstrebenden Journalistin in Tokio. Sie würde gerne die Story zu der Serienmörderin Manako Kajii herausbringen, doch diese gibt nicht so einfach jedem ein Interview. Manako ist sogenannte Food Bloggerin. Rika besucht sie im Gefängnis und versucht über Kochen und Essen an Manakos Geschichte zu gelangen.  Butter, wie auch der Titel des Buches ist, hat eine entscheidende Rolle. Nebenbei versucht sie herauszufinden, was damals wirklich passiert ist und ob Manako wirklich schuldig ist für die Taten, die ihr vorgeworfen werden.

Man sollte das Buch definitiv nicht hungrig lesen, denn spätestens beim Lesen bekommt man Hunger. Es werden hier viele einfache Rezepte geteilt und mit einer solchen Leidenschaft beschrieben, dass man sie sofort nach kochen möchte. Fester Bestandteil der Rezepte ist tatsächlich Butter. Die Autorin beschreibt sie in allen Nuancen und macht diese einfach Grundnahrungsmittel (teilweise gibt es hier Nahrungsmittelengpässe) zum König des Essens. Auch Rika, die sonst gar nichts für Kochen übrige hat und nicht einmal Kochgeschirr hat, verfällt den Rezepten und auch Manakos Erzählungen.

In dem Roman lernt man eine Menge über die japanische / asiatische Kultur. Wenn man mit solcherlei Romanen nicht vertraut ist und es mit unseren westlich-geprägten Gesellschaftsnormen liest, dann wird einem das oder andere sicherlich ein Kopfschütteln und Unverständnis entlocken. Dafür muss man offen sein. Im Vergleich zu oben genannten Autorinnen, ist dieses Buch aber definitiv für den Einstieg geeignet. Die Handlung ist relativ stringent erzählt und driftet auch wenig ab in Gedanken- und Traumwelten, wie häufig bei diesen Romanen der Fall ist. Dennoch machen einige Protagonisten Dinge, die etwas wirr und nicht nachvollziehbar sind. Trotzdem empfand hier ein paar Längen, wo in meinen Augen die Handlung etwas ins Stocken gerät und ich mich gefragt, wie es weiter geht. Als passionierte Leserin für Spannungsliteratur wollte ich natürlich gerne erfahren, ob Manako nun schuldig ist, allerdings es das Buch kein Krimi.

Wie in vielen Romanen, wird hier auch wieder die Rolle der Frau thematisiert. Erschreckend fand ich, wie auf Rika reagiert wird, als dieses etwas zunimmt auf Grund ihrer beginnenden Leidenschaft für Essen. Nach westlichen Maßstäben kann hier in keinerlei Weise von Übergewicht die Rede sein. Übergewicht wird ihr von ihrem Liebhaber als sich gehen lassen ausgelegt. Japanerinnen wie Rika müssen sich auch immer wieder sexuellen Übergriffen aussetzen, die keinerlei Konsequenzen für Männer haben. Frauen werden bei Beförderungen meistens außen vor gelassen. Manako hat allerdings so ihre eigen Vorstellungen von Emanzipation, die sich nicht unbedingt mit denen von Rika decken und die nach meinem Empfinden auch nicht mehr modern sind. Manako, die übrigens auch als etwas fülliger beschrieben wird, erschien mir häufig als deutlich älter und nicht wie Anfang 30. Ich habe mir immer eine ältere Frau vorgestellt.

FAZIT:

Butter ist nicht nur ein kulinarische Reise mit Schwerpunkt auf der aus jedem Haushalt nicht wegzudenkenden Butter, sondern es ist auch die Geschichte einer vermeintlichen Mörderin, von Emanzipation, Manipulation und Freundschaft eingebettet in der japanischen Kultur. Zum Einsteig in die asiatische Literatur finde ich das Buch sehr geeignet.