Serienmorde und Genuss

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
emmmbeee Avatar

Von

Eine Serienmörderin? Bisher kennen wir eigentlich nur das männliche Gegenstück. Dass Liebe durch den Magen geht und Frauen ihren Wunschmann auf diese Weise becircen können, ist uns jedoch geläufig, auch, dass Butter ein Geschmacksverstärker ist.
In Asako Yuzukis Roman werden die Karten neu gemischt. Die junge Journalistin Rika soll mit der Mörderin im Gefängnis nur über deren Kochkunst sprechen. Doch sie erfährt viel mehr über den Genuss an sich, das Leben, die Männer und die Erwartungen, welche auf den japanischen Frauen von heute lastet.
Für uns Europäer*innen tut sich einerseits eine neue Welt auf, andrerseits erkennen wir vieles wieder, mit dem gerade Frauen von heute konfrontiert werden. Hier ist ein Krimi geschrieben worden – und auch wieder nicht. Manches wirkt wie eine psychologische Studie, anderes wie Anleitungen zum Leben.
Zum fernöstlichen Stil habe ich gewisse Vorbehalte, doch diesmal gefällt er mir etwas besser. Er ist flüssig und farbig, und die Autorin macht das Tor zu ihrem Szenario in sprachlicher Hinsicht angenehm auf. Vielleicht liegt es auch an der Übersetzerin Ursula Gräfe. Die Handlung geht mit Drive und Spannung voran, und ich habe die 440 Seiten relativ rasch gelesen, habe aber trotzdem nicht ganz in den Roman hineingefunden.
Obwohl mehrfache Mörderin, ist mir Manako Kajii ebenso halb-sympathisch wie Rika, welche sich bemüht, die Verhaftete zu verstehen. Dennoch ist mir am Ende des Romans im Zusammenhang mit den Morden noch vieles unklar. Aber vielleicht ist das ja auch so gewollt. Ob die Figuren authentisch sind, kann ich nicht beurteilen. Mich hat das Buch interessiert, weil es eine völlig andere Welt als die unsere zeigt. Von der Autorin habe ich bisher noch nichts gelesen.
Die Covergestaltung ist recht geheimnisvoll gehalten, fast mystisch. Passt aber zum Inhalt. Den Roman würde ich Liebhabern japanischer Romane empfehlen.