Ungewöhnliche Gesellschaftskritik mit Längen

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marisy Avatar

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Der Roman „Butter“ begleitet die Journalistin Rika, die Interviews mit der mutmaßlichen Serienmörderin Manako Kajii führt. Manako Kajii soll mehrere Männer verführt und getötet haben. Dabei hat Manako die Männer vor allem durch ihre Kochkunst beeindruckt, obwohl sie mit ihrer „molligen“ Figur nicht dem japanischen Schönheitsideal entspricht. Zu Beginn ist Rika noch sehr abhänging von Manako und gesellschaftlichen Idealen. Jedoch Rika findet immer mehr Gefallen an den Gerichten und man sieht ihr immer mehr auf ihre Veränderung an. Rika entspricht immer weniger der idealtypischen schlanken Frau. Zudem beginnt Rika durch ihre Gespräche mit Manako ihre eigene Beziehung mit ihrem Freund zu hinterfragen und, was eine Frau sein soll und wer sie selbst sein will. Dadurch erhält ihr Charakter mehr Tiefe und sie wird mit der Zeit immer unabhängiger von Manako, aber auch von gesellschaftlichen Idealen.
Das Thema „Kochen“ und auch die namensgebende Butter ziehen sich wie ein roter Faden durch den Roman. Immer wieder gibt es detaillierte Beschreibungen von Gerichten, die z.T. den Erzählfluss bremsen. Eine Kürzung dieser Passagen wäre manchmal für die Erzählung besser gewesen. Andererseits kritisieren die sinnlichen Beschreibungen und die Bedeutung der „fettigen“ Butter auch das gesellschaftliche Ideal der schlanken (japanischen) Frau. Das große Thema des Romans ist vor allem die gesellschaftliche Stellung der Frau aber auch das Hinterfragen von Beziehungen.
Auch wenn es hier Anleihen des Kriminalromans gibt, steht die Aufklärung der Mordfälle nicht im Vordergrund sondern die Darstellung gesellschaftlicher Zustände, aber gerade diese Mischung aus Gesellschaftskritik, sinnliche Beschreibung von Gerichten und eine Prise Krimi machen diesen Roman zu einem ungewöhnlichen Lesevergnügen, das aber seine Butter-Metapher aber leider manchmal überstrapaziert.