Wichtiges Thema, mittelmäßig umgesetzt

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missmarie Avatar

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"Butter" war ein Überraschungserfolg in Japan. Für deutsche Leserinnen birgt es aber wenig Neues. Der Klappentext weckt teilweise falsche Erwartungen.

Zum Inhalt:
Rika kämpft um ein Interview mit Manako Kajii, einer Frau, die unter dem Verdacht, Serienmörderin zu sein, im Gefängnis sitzt. Kajii, Köchin und Foodbloggerin, soll ihre deutlich älteren Geliebten umgebracht haben. Der Skandal wird dadurch perfekt, dass Kajii mit allen Männern gleichzeitig in Beziehung stand und selbst gar nicht dem gängigen Schönheitsideal Japans entspricht. Sie ist zu dick.
Rika erhält tatsächlich die Gelegenheit, mit der Frau zu sprechen - allerdings nur über deren Kochleidenschaft. Rika, die eigentlich nur auf Anraten ihrer besten Freundin nach einem kulinarischen Interview gefragt hat, entdeckt dank Kajii das Kochen für sich und gerät auch darüberhinaus immer mehr in den Bann der Frau.

Meine Bewertung:
Der Klappentext und die Inhaltsangabe lesen sich sehr spannend. Ich hatte eine interessante Krimihandlung gepaart mit klugen Gedanken zum Feminismus erwartet. Tatsächlich war es aber eine zähe Lektüre und das hat gleich mehrere Gründe: Asako Yuzuki wählt die Holzhammermethode, um die patriarchale Gesellschaft Japans anzuprangern. Statt uns subtil die Machtstrukturen aufzuzeigen, werden die Leser direkt auf die Themen gestoßen. Und damit auch ja jeder versteht, was gemeint ist, wird das Problem zur Sicherheit bis zur Ermüdung wiederholt. Das mag für japanische Leser spannend sein, da die Probleme im Allgemeinen dort (noch) nicht deutlich genug angesprochen werden. Ich habe mich aber bevormundet gefühlt. Dem Vergleich mit Romanen wie "Die Vegetarierin", die der Klappentext aufwirft, kann "Butter" nicht standhalten. Zu wenig kunstvolles Sprachspiel, zu wenig versteckte Andeutungen und literarische Motive kommen in diesem Roman vor.

Leider wurden auch meine Erwartungen an die Kriminalhandlung nicht erfüllt. Die toten Männer spielen nur am Rande eine Rolle. Eine richtige Auflösung gibt es nicht (ist aber in der eher schwachen Entwicklung der Hauptfigur angelegt). Abgesehen von einem unerwarteten Twist gab es hier auch keine Überraschungen. Spannung kam nicht auf. Schade!

Lediglich die kulinarischen Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt. Rezepte und Essen spielen eine große Rolle und ich habe beim Lesen sogar richtig Hunger bekommen. Mich hat die Butter, die an allen Ecken und Enden vorkommt, aber auch getriggert. Ich bin ein großer Fan des gelben Fettes und in mir zieht sich alles zusammen, wenn Rika ein Stück Butter pur isst.

Mein Fazit:
Leider kann das Buch nicht halten, was der Klappentext verspricht: Weder auf der Ebene der Krimihandlung noch bei der Behandlung des Hauptthemas Feminismus.