Dumpf & trocken

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
buchstabengeflüster Avatar

Von

Ich finde das Cover wunderschön! Passend zum Café befindet sich die Frau auf dem Cover dort. Der Stil ist sehr schön: Ich mag die Technik, mit der die Frau aufgemalt wurde und der Titel erscheint fast wie ein Neon-Schild vor dem Café, nur nicht so knallig. Es ist, als würde ich an einem Café vorbeilaufen und ins Fenster blicken.
Die Geschichte beginnt mit einem sehr berührenden Prolog. Wer ist da ins Wasser gegangen? Und zu welcher der beiden Protagonistinnen besteht die Verbindung? Eine eindrückliche Momentaufnahme, die mich bedrückt aber auch neugierig macht.
Der Schreibstil ist sehr dumpf. Henrietta denkt eher logisch, ein bisschen angespannt und weniger emotional. Ihr engster Vertrauter ist Dave, ihr Haustier, der ihr ähnelt und sehr mürrisch ist. Die Sätze sind kurz und die Sprache etwas altbacken, als wäre Henrietta 100 Jahre älter. Annies Kapitel ist etwas lockerer, aber auch sie ist kein fröhlicher Charakter und die Stimmung ist ebenfalls trüb. Hier erfährt man auch, dass die Kleidung aus dem Prolog von ihrer Schwester stammt, die vor Jahrzehnten verschwunden ist.
Das Zusammentreffen der beiden Protagonistinnen ist interessant. Henrietta ist steif und hangelt sich an dem Fragebogen entlang, Annie will ihre Geschichte aber freier anhand ihrer Notizen erzählen. Dass sie ähnlich wie ein Pirat aussieht, hat mich überrascht. Deswegen bin ich gespannt, die beiden näher kennenzulernen. Henrietta ist anspruchsvoll und in ihrem Ziel unsensibel. Annie hat gewisse Phasen in ihrem Leben, von denen sie nicht reden will oder nur langsam kann, Henrietta klappert aber die wichtigsten Punkte ab, egal ob sie verletzen oder nicht. Dabei hat sie anscheinend eine ähnliche Erfahrung gemacht, wie die kranke Frau.