Verschenkte Möglichkeiten

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Ich habe absolut keine Ahnung, was hier passiert ist. Fakt ist, dass die Geschichte nach einem wirklich tollen, spannenden Start eine unglaubliche Talfahrt hingelegt hat. Wahnsinnig schade! Auch um die vielen guten Ideen, die in der Story stecken.

Die Handlung erinnert zunächst an eine Mischung aus "Nerve" und "Running Man"/"Menschenjagd", unterfüttert mit weiteren dystopischen Elementen. Um die Schulden seiner Familie abstottern zu können, lässt sich der junge Emilio einen Chip der Firma Eyevision ins Gehirn pflanzen. Via Chip können Emilios Follower vom reichen Kontinent Asaria online täglich eine halbe Stunde durch Emilios Augen sehen. Gerade Mode dort!. Während einer seiner Streifzüge durch die Armenviertel von Cainstorm Island, tötet Emilio aus Notwehr (vor "laufender Kamera") das Mitglied einer mächtigen Bikergang. Kurz darauf setzt diese ein Kopfgeld auf Emilio aus, der sich verzweifelt zu verstecken versucht, aber nicht verhindern kann, dass Eyevision seinen Chip weiterhin täglich aktiviert und damit Emilios ganze Familie in große Gefahr bringt.

Die Geschichte ist offenbar als Serie angelegt. Jedenfalls ist das Ende relativ offen. Wobei schon in das erste Buch soviel Dramatik gepackt wurde, dass es für mehrere Bände reichen würde. Das ist vermutlich das größte Problem. Die ersten Kapitel sind noch unglaublich fesselnd. Ich konnte mich kaum von den Seiten lösen. Als sich Emilios Chip zum ersten Mal unkontrolliert einschaltet, die Motorrad-Gang online verfolgen kann, welche Wege Emilio einschlägt und ihm auf diese Weise immer näher kommt, ist die Atmosphäre so dicht, dass man sie schneiden kann. Hätte die Autorin - es ist ihr Debüt - die Story in diese Richtung geradlinig und am besten als Einzelband weitererzählt, wäre alles gut gewesen.

Stattdessen wächst sich das Ganze zu einem Bandenkrieg mit Toten und Verletzten aus, Entführung, Geiselnahme, gegen Ende noch eine riesige Portion Panem und zu allem Überfluss eine Liebesgeschichte, die zwischen all den Actionszenen völlig fehl am Platze wirkte. Es war einfach zuviel, um der Handlung noch folgen zu können und zu wollen.

Fazit: Nach tollem Start mit jeder Seite unglaubwürdiger und oberflächlicher.