Erfrischend anders

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Mit ihrem im März 2020 beim Rowohlt Verlag erschienenen Debütroman "Can you help me find you?" hat Amy Noelle Parks einen unterhaltsamen Jugendroman erschaffen, der nicht nur aufgrund seiner auf Bildung ausgelegten Handlung von der Norm abweicht, sondern mit überraschend tiefgründigen Charakteren punktet. Die Covergestaltung und der Buchtitel sind eine niedliche Anspielung auf das "Can you help me find…?"-Bibliothek-Spiel der beiden Hauptfiguren.

Die Teenager Evie und Caleb sind beide höchst talentiert in Naturwissenschaften, wobei Evie der "Rockstar" unter ihnen ist; allerdings ist es nicht nur ihre Genialität, die Caleb seit nunmehr vielen Jahren an seiner besten Freundin fasziniert – ein Leben ohne Evie ist für ihn schier unvorstellbar und ebenso geht es ihr. Mit dem kleinen Unterschied, dass Caleb in ihren Augen seinen festen Platz in der Friendzone hat – während er sogar eine heimliche Liste führt über all die verpassten Gelegenheiten, in denen er Evie am liebsten geküsst hätte. An Evie Beckham beißen sich sämtliche Jungs des Elite-Internats die Zähne aus, ihr Herz schlägt für Zahlen und Formeln, nicht für Flirts. Das ändert sich schlagartig, als Leo neu an die Newton Academy kommt – entsetzt muss Caleb feststellen, dass sein heimlicher Schwarm sich vor seinen Augen in jemand anderen verliebt. Hätte er offensiver vorgehen sollen? Bex, Evies beste Freundin, ist überzeugt, dass Caleb sich nur mal richtig ins Zeug legen und sich vorerst in Geduld üben müsse. Doch leider gibt es keine perfekte Formel für die Liebe und noch dazu steht der wichtigste Schülerwettbewerb des Jahres an. Wird Caleb trotz Gefühlschaos seine Chance auf ein Collegestipendium nutzen können – und endlich Evie erobern?

Die Geschichte ist abwechselnd aus Calebs und Evies Perspektive geschrieben; mit gleicher Intensität werden uns die Emotionen und Gedanken beider Protagonisten geschildert, sodass man zu beiden Figuren einen angenehmen Bezug entwickelt und sich in ihre jeweilige Situation hineinversetzen kann. Speziell Evies Phobien und Spleens werden mit entsprechendem Ernst beschrieben. Tatsächlich hat sie es nicht leicht gehabt, ist in der Vergangenheit oft gemobbt, ausgegrenzt und mit Vorurteilen konfrontiert worden (- ihre Mutter ist eine ganz eigene Baustelle! -) – immer war Caleb ihr Fels in der Brandung gewesen. Sie ahnt nicht, dass er sich längst rettungslos in sie verliebt hat. Ihre Entwicklung ist mit Abstand die stärkste. Trotzdem war Caleb mein Favorit in dieser Story – ein herzensguter, aufrichtiger Junge. Auch Bex, deren übertrieben religiöse Eltern sie nur aufgrund eines Kompromisses nach Newton gelassen haben, ist eine schillernde, herrlich amüsante Persönlichkeit, von der ich sehr gerne mehr lesen würde!

Ein zentrales Handlungselement sind Naturwissenschaften, speziell Mathematik und Physik, ebenso Informatik. Es werden zahlreiche Fragestellungen, Experimente und Erkenntnisse ungewöhnlich detailliert erwähnt – sicherlich in vereinfachter Form, aber dennoch ziemlich anspruchsvoll. Ich habe mich nie sonderlich für Mathematik erwärmen können, weshalb ich besonders gespannt auf die Story war. Der Autorin gelingt es auf jeden Fall, ihre eigene Faszination bezüglich Zahlen miteinfließen zu lassen, auch wenn es (- für meinen Geschmack -) gerne ein, zwei Fälle weniger hätten sein können. Von Adinkras hatte ich übrigens noch nie gehört, wieder was gelernt!

Fazit: Mathe-Nerds werden begeistert sein von diesem Roman – ebenso Fans von süßen, recht unschuldigen Teenager-Love-Stories. Der Schreibstil ist locker und jugendlich, die Dialoge durch und durch authentisch. Solide 4 Sterne!