Ein modernes Märchen, das wahr ist

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sullamy Avatar

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Jeder kennt ihn. Die Einen finden ihn megatoll. Die Anderen schütteln den Kopf.
Dass es noch viel schlimmer sein kann, in die eine, wie in die andere Richtung,
erfährt man in Bill Kaulitz Biographie Career Suicide über seine ersten dreißig Lebensjahre.
Es ist ein sehr persönliches Buch. Zu Beginn habe ich mich gefragt, kann er sich wirklich an all die Ereignisse aus seiner frühen Kindheit erinnern?
Wenn man liest, was er als Kind erleben musste, ist man wirklich froh, dass er es seinen Peinigern so richtig zeigen konnte und heute ein Botschafter der Vielfalt und Individualität ist.
Nun, nachdem ich das Buch ausgelesen habe, glaube ich jedes Wort.
Wie schwierig es für Bill war in der Provinz aufzuwachsen und wie anstrengend es ist, schon mit fünfzehn berühmt zu sein und dem Vermarktungszwang ausgesetzt zu sein, erzählt er in seiner ganz eigenen Sprache.
Man erfährt, wie knallhart das Musikgeschäft ist, wie junge, unerfahrene Menschen mit Verträgen geknebelt und zum Dauererfolg gezwungen werden.
Der Schreibstil liest sich fast so, wie man ihn aus Interviews kennt, wenn er dort etwas erzählt.
Er war von Anfang an etwas Besonderes, der Paradiesvogel, der in kein Schema passt.
Ich finde es bewundernswert, wie ehrlich er über sich und sein Leben spricht, der Glamour und Glanz, die Extravaganz genauso wie die Einsamkeit, die Abstürze und Angst vor der Zukunft.
Seine Sprache passt sich dem Erzählten an, von gefühlvoll bis schockierend, ganz so, wie sein Leben bisher verlief.
Am Ende des Buches angekommen, meint man, Bill hat diese ersten drei Dekaden gebraucht, um ganz fest er selber zu werden.
Für mich ist das Buch auch eine Hommage an besondere Menschen,
die allen anderen den Mut geben können, selbst die Fesseln der Mainstreamzwänge zu sprengen und endlich viel mehr Diversity zuzulassen.
Ob er seine Karriere umbringt oder nicht, scheint ihm nun egal.
Hauptsache er lebt und verwirklicht sich selbst.
Der Held hat viele Gefahren überstanden, ich wünsche ihm viel Glück.