Es ist nicht alles Gold, was glänzt

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gaby2707 Avatar

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Durch meine Kinder habe ich den Run auf „Tokio Hotel“ damals mitbekommen und war gespannt, was einen 30-jährige jungen Mann dazu bringt, seine Biografie zu schreiben. Bisher war mir Bill Kaulitz eigentlich immer recht sympathisch. Das hat sich nach dem Lesen des Buches aber stark ins Gegenteil gekehrt. Er tut mir nur noch leid, aber nicht im positiven Sinn. Wenn er mit diesem Buch mal wieder richtig Geld verdienen will, wird ihm das gelingen. Denn ein Buch, das so stark in seiner Bewertung schwankt, wird bestimmt gelesen. Denn auch ich wollte mich ja selbst davon überzeugen, in welche Richtung die Bewertung bei mir geht - steil nach unten.

Ich habe bisher noch keine Biografie gelesen, bei der ich mehrfach versucht war, abzubrechen. Aber da ich das Buch bei @vorablesen gewonnen habe, habe ich mich bis zum bitteren Ende durch gequält.
Den Rest des Vorwortes von Benjamin von Stuckrad-Barre habe ich nach drei Seiten schon mal genervt übersprungen.
Dann beginnt das Buch mit der Geburt der Zwillingen Bill und Tom Kaulitz. Es gibt einen durchaus lesenswerten Einblick in die Kindheit, wobei ich mich gefragt habe, wo er seine Erinnerungen als Kleinkind her hat und ob es wirklich so schlimm war, wie er sich zu erinnern meint. Die Jugend von Bill Kaulitz, der so sein durfte, wie er war, und den rasanten Aufstieg der Band Tokio Hotel sind die nächsten Stationen. Es ist nicht mal die Geschichte des jungen Mannes an sich, die mir nicht gefällt, mich eher abstößt. Es ist seine vulgäre, obszöne, einfach abstoßende Ausdrucksweise (unterste Schublade), die mich sehr gestört hat; seine Abwertung gegenüber den Fans, die er als Monster bezeichnet, die der Band damals aber einen so rasanten Aufstieg und seinen Lebensstil ermöglicht haben; die Manager, die er als Parasiten bezeichnet; der Frauen nur benutzt; der sich mit Sex, Drogen und Alkohol immer wieder weg beamen muss. Wo ist der Spaß an der Musik und am Leben geblieben? Alles nur negativ. Das hat mich schon enttäuscht. Es ist ein sehr offenes Bekenntnis, das Bill Kaulitz hier von sich gibt. Wobei ich mir so einiges nicht vorstellen kann, so wie er es beschreibt. Einfach nur furchtbar und erschreckend. Vielleicht eine Art von Selbsttherapie? Denn Therapie benötigt er in meinen Augen dringend.
Ich sehe in Bill Kaulitz einen bedauernswerten jungen Mann, der nie richtig Erwachsen geworden ist. Der nie seine Richtung gefunden hat. Ich wünsche ihm, dass er die Liebe, die er sucht, bald finden wird. Mit diesem Buch hat er sich dafür aber keinen Gefallen getan, finde ich.
Die vielen schwarz-weiß Fotos von Bill, seinem Zwillingsbruder Tom und der Band, die über das ganze Buch eingestreut sind, haben mir dagegen sehr gut gefallen. Auch der schwarze Schnitt ist ein Hingucker. Das war´s dann leider auch schon.

Eine Biografie, die ich auch einem Tokio Hotel Fan nicht empfehlen würde.