Höhenflug oder Absturz?

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mel.e Avatar

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Ich bin immer sehr engagiert darin etwas Gutes in einem Buch zu finden, denn ich schreibe ungern eine schlechte Rezension, da es immer einen Menschen hinter einem Buch gibt, der sich bemüht (s)eine Geschichte zu schreiben. "Career Suizid" ist eine Biographie durch die ich mich regelrecht durchgequält habe, nicht, weil es unspektakulär gewesen wäre den Aufstieg und Abstieg der Band "Tokio Hotel" zu verfolgen, sondern weil ich es mitunter unverschämt fand, wie abartig und widerlich Bill Kulitz sich ausdrückt. Auch manches Erleben und seine Selbstfindung, die Partys, Drogenexzesse, der viele Alkohol, die Frauen und diverses anderes, was mir unverständlich ist und bleibt.
Warum wollte ich diese Biographie unbedingt lesen? "Tokio Hotel" ist einfach anders gewesen, zumindest zu dem Zeitpunkt, als sie ihre großen Erfolge gefeiert haben. Ich war einfach neugierig darauf, zu verfolgen, wie es möglich war, sich wie ein Phönix aus der Asche zu erheben. Eine Teenieband, die in der ganzen Welt Erfolge feierte, mir aber immer irgendwie suspekt erschienen sind, bis heute und nach dem Lesen von "Career Suizid" erst Recht. Es tut mir sehr leid, aber mit dem Schreiben dieses Buches hat sich Bill Kaulitz keinen Gefallen getan. Die ganzen intimen Details sind erschüttern mich in meinen Grundfesten und ich frage mich ehrlich, ob es normal ist, das sich junge Männer so verhalten? Oder liegt es daran, das ihnen niemand beigebracht hat, wie wenig wertschätzend es ist, Frauen lediglich zu benutzen? Es widert mich an. In meinen Augen bekommt die Mutter der Zwillinge Kaulitz leider nur in ganz wenigen Punkten einen Bonus, denn die Ausschweifungen ihrer Kinder schon in jungen Jahren können nicht einfach übersehen werden oder ist es der Mantel der Liebe, der alles überdeckt?
"Career Suizid" ist eine Biographie, die man lesen kann, aber nicht muss. Wer hinter die Kulissen der Band "Tokio Hotel" schauen will und einfach neugierig auf einen ganz ungewöhnlichen Mann, der meiner Meinung professionelle Hilfe benötigt, denn warum sonst zeigt man sich auf dem Cover eines Buches mit einem Kopfschuss, ist, wird reichlich Infos bekommen, die aber eben auch oftmals widerlich und abstoßend sind. Ich hätte mich über ein klein wenig mehr Niveau sehr gefreut. Ich vergebe 2,5 Sterne für dieses schonungslos ehrliche Werk, welches Bill Kaulitz, aber leider nicht in eine positiveres Licht stellt. Schade! So viel Obszönität in einem Buch habe ich ehrlich gesagt noch nie gelesen und empfinde es als unterste Schublade. Vielleicht ist diese Biographie auch wie ein Schrei nach Liebe zu verstehen? Vielleicht ist es auch eine Selbstbeweihräucherung? Vielleicht ist es aber auch einfach nur peinlich? Sich selbst mit all seinen Schattenseiten zu präsentieren, benötigt definitiv Mut, allerdings dringt wenig in mein Herz und kann mich einfach nicht abholen. Leider kann ich wenig Positives berichten aus meinen Leseeindrücken, daher schweige ich jetzt ab hier und gestehe, hätte ich vorher die eine oder andere Rezension zu dem Buch gelesen, wäre es niemals auf meinem Reader gelandet.