Rebellisch, witzig und poetisch.

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pitty318 Avatar

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Career Suicide ist ein Buch mit schwarzem Leineneinband, schwarzem Buchschnitt und zwei winzigen pinkfarbenen Leinenfetzchen oben und unten am Buchrücken. Es zieht in einer Buchhandlung liegend sicher viel Aufmerksamkeit auf sich. Ähnlich wie Billy Kaulitz das in den 90er und Nuller Jahren bei Auftritten in Deutschland getan hat. Billy Kaulitz beschreibt sehr ehrlich, offen und sehr persönlich das Leben der Zwillinge von der Geburt in Dresden 1989 bis zu deren Neustart in Amerika. Er nimmt uns mit auf eine Zeitreise, erzählt das Leben in der Familie und im Dorf in Magdeburg nach dem ersten Umzug. Er beschreibt wie die Band Tokio Hotel mit einem Song gestartet ist, aus dem sehr schnell ein Hit wurde, und wie der Starruhm begann. Er berichtet von Auftritten rund um den Erdball und Schwierigkeiten, das Musikgeschäft als Jugendliche zu verstehen. Aber es wird auch deutlich, welch ein gutes Gespür Billy Kaulitz für Extremsituationen im Musikbusiness hatte und hat.

Das Buch liest sich sehr flüssig und ist eher wie ein Roman geschrieben. Die Geschichten sind witzig, manchmal paradox, urkomisch und rebellisch, oft aber auch poetisch geschildert und erinnern mich an seine Songtexte. Bill Kaulitz schreibt über das ganz normale Leben. Manchmal auch mit derben Sprüchen. Aber auch das ist das ganz normale Leben, wenn man ehrlich ist.

Die Erzählungen strahlen viel Liebe innerhalb der Familie und eine große Zusammengehörigkeit zwischen den Bandmitgliedern und den Freunden aus. Bei allen Höhen und Tiefen, die durchgemacht wurden, war das immer der verlässliche und schützende Rahmen im Leben der Zwillinge. Dies ist durch das ganze Buch hindurch spürbar und ich habe verstanden, warum Billy sich nicht verloren hat in diesem ganzen Rummel und den teilweisen Hass seiner Person gegenüber. Er hätte auch daran zerbrechen können. Wie Hype in Hass umschlägt, konnte man bei mehreren Stars in den vergangenen Jahrzehnten beobachten.

Mich hat an dem Buch besonders interessiert, was dieser enorme Erfolg für Spuren bei der Band und dem sehr jungen Bandleader hinterlassen hat und ich muss sagen, ich bin nach dem Lesen des Buches nicht verwundert, dass die Band einen Neustart außerhalb Deutschlands gewählt hat.

Das Buch ist ein starkes Statement und ein sehr mutiges dazu. Ich hatte nicht mit einem so persönlichen fast schon intimen Einblick gerechnet. Ich war sehr positiv überrascht. Es ist auch für Nicht-Fans wie mich ein äußerst interessantes und lesenswertes Buch und ich kann eine klare Leseempfehlung geben.