"Schonungslose Wahrheit"

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danion Avatar

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Die Bekanntschaft mit „Tokio Hotel“ begann für mich mit der Veröffentlichung ihrer Single „Rette mich“. Damals lebte ich noch in Kasachstan und ging zur Schule. Deutsche Musik ist auf dem postsowjetischen Raum kaum präsent. Außer Rammstein kannte man damals kaum jemanden, der auf Deutsch singt. Dann kam „Rette mich“ und wurde zu einem Hit. Das Lied wurde im Radio hoch- und runtergespielt und jeder fragte sich wohl: Singt da ein Junge oder ein Mädchen?
Auch für mich war es eine Frage. Die wenigen Fotos, die man damals zu Gesicht bekam (man bedenke: Internet war damals auch noch nicht gerade in jedem Haushalt – in Kasachstan schon gar nicht). Doch das Interesse für die Figur war bei mir sofort da.
Ich kann mich nicht als Fan von „Tokio Hotel“ bezeichnen, aber Bill Kaulitz finde ich schon eine sehr interessante Persönlichkeit. Kurze Berichte im Fernsehen haben ihn mir etwas näher gemacht und als seine Biografie rauskam, gab es für mich keine Frage – ich musste sie lesen!
Dass dieses Buch polarisieren wird, kann man sich schon vor dem Lesen denken. Das beginnt schon mit dem Titel, Covergestaltung und den schwarz eingefärbten Seitenrändern. Das Letzte fand ich irgendwie abstoßend. Man hat das Gefühl, mit Tinte durchzogenes Papier zu halten.
Das Vorwort fand ich überflüssig. Die Sprache darin irgendwie anstrengend. Und dann noch ständige Betonungen von Worten in Großbuchstaben. Das hat mich eher genervt, als meine Aufmerksamkeit gelenkt.
Die Sprache ist einfach. Dadurch entsteht der Eindruck, Bill sprechen zu hören, wie er seine Geschichte(n) erzählt. Manche vulgäre Ausdrücke gehören wohl zu seinem Universum dazu, zu dem Ziel / Wunsch, zu polarisieren oder er selbst zu sein. Wobei dieses „selbst sein“ nicht mehr meinem Bild von Bill entspricht. Damals, mit 16 bestimmt, heute mit 30 – stelle ich ihn mir anders vor.
Was von der bereits im Vorwort angekündigten „schonungslosen Wahrheit“ in diesem Buch tatsächlich stimmt, kann ich mir nach dem Lesen nicht beantworten. Dass ich nach diesem Buch Bill besser verstehen kann ist wohl nicht der Fall.