Durchwachsenes Leseerlebnis

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Laura lebt mit ihrem Vater und ihren Gouvernanten recht einsam in einem Schloss in der Steiermark. Umso mehr freut sie sich, als der „Zufall“ ihr eine „Freundin“ beschert. Die mysteriöse, schöne Carmilla verhält sich ziemlich seltsam und doch fühlt Laura sich stark zu ihr hingezogen. Währenddessen häufen sich die Todesfälle in der Gegend.

Die Handlung klingt erstmal ziemlich spannend, aber mich konnte die Person der Carmilla so gar nicht faszinieren. Zu sehr wurde ständig betont, wie schön sie doch ist. Auf mich hat sie nicht bezaubernd gewirkt, sondern eher psychopathisch und manipulativ. Auch die angekündigte Erotik konnte ich nicht wirklich fühlen. Die Heimlichtuerei von Carmilla und ihrer Mutter hat mich ziemlich genervt.

Der Schreibstil wirkt aus heutiger Sicht natürlich etwas antiquiert, aber eben entsprechend dem Setting und der damaligen Zeit. Das Gleiche gilt für die Art, wie die männlichen „Respektspersonen“ die 19-jährige Laura bevormunden – ein durchaus interessanter Einblick ins 19. Jahrhundert.

Teilweise lässt sich die Erzählung sehr angenehm lesen, stellenweise haben mich die doch etwas sperrigen Sätze und die recht formale Sprache gestört. Ganz so schlimm wie im kurzen Prolog bleibt es jedoch nicht, wenn die Erzählerin Laura übernimmt.

Ich finde dennoch, es wird dem Leser / der Leserin nicht einfach gemacht, zum einen durch den Start mit einem unbekannten Erzähler, zum anderen durch das Ende. Hier wird nach der aus erster Hand berichteten Haupthandlung die „Auflösung“ in Berichtform abgehandelt, weil die Erzählerin nicht dabei war. Das hätte man spannender und direkter gestalten können. Ich hatte das Gefühl, dass der Autor sich nicht wirklich in eine junge Frau hineinversetzen kann und es gegen Ende zu mühsam fand.

Auf die damalige Leserschaft mag die Geschichte faszinierend gewirkt haben. Mich konnte „Carmilla“ leider nicht durchweg begeistern. Gefallen haben mir jedoch die unmittelbare Ansprache der Leser und Leserinnen sowie die stimmungsvollen Beschreibungen von Landschaften, dem Wetter, dem Schloss oder auch der Person Carmilla. Am meisten Spannung habe ich beim Bericht des Generals verspürt.
Daher gibt es versöhnliche 3 Sterne.