Eine faszinierende und düstere Reise durch die klassische Schauerliteratur

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"Carmilla - Der weibliche Vampir" von Sheridan Le Fanu ist ein Klassiker der Schauerliteratur und Vorläufer von Bram Stokers "Dracula". Das Cover dieser Ausgabe ist elegant gestaltet und passt perfekt zu der düsteren und geheimnisvollen Geschichte – es spiegelt den mysteriösen Ton des Buches wider. Der Handlungsort, ein abgelegenes Schloss in den österreichischen Wäldern, trägt viel zur unheimlichen und isolierten Atmosphäre bei.

Die Geschichte handelt von Laura, die im Schloss ihres Vaters lebt und eines Nachts eine unerwartete Besucherin empfängt: die schöne und geheimnisvolle Carmilla. Schnell entwickelt sich eine intensive Freundschaft zwischen den beiden, die bald von seltsamen Ereignissen und Lauras zunehmender Schwäche überschattet wird. Die subtile Anziehung zwischen Laura und Carmilla, die über bloße Freundschaft hinausgeht, ist eines der faszinierendsten Elemente der Erzählung und verleiht ihr eine gewisse Modernität, die ich sehr schätze.

Der Schreibstil von Le Fanu ist blumig und ein wenig altmodisch, was den Leser unmittelbar in die Zeit der Geschichte versetzt. Die Sprache ist manchmal anspruchsvoll, was der Authentizität der viktorianischen Epoche dient, aber der Lesefluss gelegentlich auch etwas hemmen kann. Dennoch tragen die detaillierten Beschreibungen zur Schaffung einer schaurig-schönen Atmosphäre bei.

Die Charaktere, insbesondere Carmilla, sind komplex und vielschichtig. Carmilla ist sowohl faszinierend als auch furchteinflößend, und ihre zunehmende Unberechenbarkeit sorgt dafür, dass man als Leser stets eine unterschwellige Bedrohung spürt. Laura hingegen wird von ihrer Faszination für Carmilla und ihrer zunehmenden Furcht hin- und hergerissen, was ihre Gefühle sehr nachvollziehbar macht.

Auch die Übersetzung von Eike Schönfeld ist gelungen. Sie fängt die Eleganz und das Düstere des Originals gut ein und lässt die alten Schauerromane wieder aufleben. Seine langjährige Erfahrung als Übersetzer zeigt sich in der Sorgfalt und Präzision, mit der die Geschichte übertragen wurde.

Für Liebhaber klassischer Schauerliteratur, die Vampirgeschichten mit einem Hauch Romantik und unterschwelliger Bedrohung mögen, ist "Carmilla" definitiv ein Lesetipp. Die Story ist düster, sinnlich und geheimnisvoll – sie hinterlässt ein flaues Gefühl in der Magengegend und eine tiefe Faszination für die Schönheit des Makaberen.