Toll erzählt, aber mag ich Carrie?

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laberlili Avatar

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Ich bin mir nicht sicher, wie sehr ich Carrie mag: In der Anfangssequenz fand ich sie extrem sympathisch und sich zu bemüht an ihren Rekord festklammernd; da dachte ich nur, wie verbittert sie sein müsste, wäre sie bereits in ihren 60ern, wenn jemand "drohte", sie vom Tennisthron zu schubsen. Ein Comeback darauf aufzubauen, dass jemand anders nicht erfolgreicher sein soll als man selbst, scheint mir doch etwas überzogen - auch wenn ich selbst angesichts dieser Szenerie ihren festen Willen und ihre absolute Sturheit schon ein wenig bewunderte.
Als es dann aber zurück in ihre Kindheit ging, war mir das ein wenig verständlicher, da dieses Überambitionierte offensichtlich ihre persönliche Art war, wobei sie mir etwas zu sehr als Wunderkind dargestellt wurde, das kaum trainieren musste und hauptsächlich durch Motivationsreden des Vaters angetrieben wurde. Da fehlte mir hier noch ein wenig des Drucks, der im Spitzensport definitiv herrscht, und somit auch die Spannung: Denn rein von der Leseprobe her zu schließen ist Carrie viel zu verbissen und kampflustig, als dass ich mir vorstellen könnte, dass sie ihren eigenen Rekord nicht easypeasy brechen können wird.

Allerdings ist die Geschichte so erzählt, dass man sie sich direkt bildlich vorstellen kann; dadurch, dass eingangs das Regelwerk des Tennis bereits durchgesprochen wird, dürfte der Roman von daher auch gut verständlich von denen sein, die sich bisher nicht groß mit diesem Sport auseinandergesetzt haben. Ich bin nun auch durchaus an diesem Roman interessiert, aber vielmehr, um herauszufinden, wie sympathisch mir die Protagonistin nun eigentlich letztlich ist, und weniger, um zu erfahren, ob sie Rekordhalterin bleibt.