Die Geschichte einer Tennislegende

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Eines meiner bisherigen Jahreshighlights ist ‚Die sieben Männer der Evelyn Hugo‘, ein großartig geschriebener Roman über das Leben einer Hollywood-Ikone. Daher stand es außer Frage, dass ich auch das neue Buch von Taylor Jenkins Reid lesen werde.

Es geht um die ehemalige Tennisspielerin Carrie Soto, die in ihrer Karriere 20 Grand Slam Titel gewonnen und lange Zeit das Damentennis dominiert hat. Einige Jahre nach ihrem Karriereende droht dieser Rekord von einer anderen Spielerin überholt zu werden. Zusammen mit Ihrem Vater und Trainer Javier entschließt sich Carrie zu einem Comeback, um ihr Vermächtnis zu bewahren…

Der Tennissport ist in diesem Buch ein wichtiges Thema, denn es ist das zentrale Thema in Carries Leben. Es wird über Techniken gesprochen, über Spielstile, Schlagarten, einzelne Matches werden in dem Buch detailliert beschrieben. Ich habe mit Tennis gar nichts am Hut und auch noch nie ein Spiel von Anfang bis Ende gesehen. Und dennoch, hat mich der Roman mitgerissen und begeistert. Ich habe mit Carrie mitgefiebert, hatte gar das Gefühl mit ihr auf dem Platz zu stehen. Chapeau an die Autorin, mich als Leser so sehr für das Thema einzunehmen!
Überhaupt ist der Schreibstil von Taylor Jenkins Reid absolut mitreißend. Ich weiß nicht, wie sie das schafft, aber am liebsten hätte ich das Buch in einem Rutsch gelesen. Auch musste ich mir immer wieder in Erinnerung rufen, dass es sich hier um eine fiktive Story handelt, so nah und so detailliert ist die Geschichte von Carrie Soto beschrieben.

Carrie ist auf den ersten Blick kein sympathischer Charakter. Sie ist schonungslos ehrlich und stört sich nicht daran, andere vor den Kopf zu stoßen. Sie ist übertrieben ehrgeizig und kennt in ihrem Leben nichts anderes als Tennis. Sie ist verschlossen und wirkt geradezu gefühlskalt. Dennoch habe ich die Figur sehr gemocht. Im Laufe der Geschichte merkt man schnell, wie viel Verletzlichkeit und Einsamkeit eigentlich in ihrem Charakter steckt. Carries Entwicklung in diesem Buch fand ich beeindruckend und hat mich sehr berührt.
Ein interessanter Charakter war in diesem Zusammenhang auch Carries Vater Javier, zu dem ich, zumindest anfänglich, ein ambivalentes Verhältnis hatte. Seit Carries Kindheit war es sein Ziel, sie zur besten Tennisspielerin der Welt zu machen. Darauf hat er hingearbeitet und ihr eine „normale“ Kindheit verwehrt. Letztendlich ist er so auch für Carries krankhaften Ehrgeiz verantwortlich. Nichtsdestotrotz ist er stets liebevoll und geduldig mit ihr gewesen und die Beziehung zwischen Vater unter Tochter ist trotz der ein oder anderen Differenz von viel Zuneigung und Liebe geprägt.
Ich fand es im Übrigen sehr authentisch, dass Carrie und ihr Vater immer wieder Spanisch miteinander sprechen. Diese Sätze wurden nicht übersetzt, waren m.M.n. aber meistens aus dem Zusammenhang zu verstehen. Ich habe diesen Punkt oft als Kritik gelesen, mich hat es aber nicht gestört.

Einige Handlungselemente haben sich m.M.n. schon recht früh angedeutet, und auch der dramaturgische Bogen von Carries Comeback hätte man kaum anders schreiben können. Das ändert aber nichts daran, wie sehr es mit gefallen hat Carries Weg zu verfolgen. Am Ende habe ich Tränen geweint, denn das Ende des Romans ist einfach nur… wow.

Ich habe eigentlich nur einen Kritikpunkt und der gilt nicht dem Buch selber sondern dem Klappentext. Dieser ist in Bezug auf Carrie und Bowe Huntley sehr irreführend. Ja, die beiden haben eine gemeinsame Vergangenheit, aber das einer dem anderen das Herz gebrochen hat ist Quatsch. Hier wird ein vergangenes Liebesdrama angedeutet, was nicht da war und das fand ich unnötig.

Fazit. Ich habe eine neue Lieblingsautorin gefunden. Taylor Jenkins Reid erzählt hier, ähnlich wie in ‚Die sieben Männer der Evelyn Hugo‘ die inspirierende Geschichte einer willensstarken Frau. Es wird bestimmt nicht das letzte Buch sein, was ich von ihr lese.