Ein lesenswerter Roman einer fantastischen Schriftstellerin

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emma217 Avatar

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Carrie Soto ist die größte Tennisspielerin aller Zeiten. Als sechs Jahre nach ihrem Rückzug vom Profitennis eine junge Frau nach und nach all ihre Rekorde bricht, ist sie nicht bereit, weiter tatenlos dabei zuzusehen. Stattdessen kündigt sie ihr Comeback an, um für immer zur Legende zu werden.

Gleich vorweg: Da der Roman "Die sieben Männer der Evelyn Hugo" dank der faszinierenden Hauptprotagonistin und dem facettenreichen Plot zu einem absoluten Highlight für mich wurde, hatte ich sehr hohe Erwartungen an "Carrie Soto".

Der Beginn nahm mich dann auch direkt von Carrie ein: Schon in der ersten Szene muss sie dabei zusehen, wie Nicki Chan ihren Rekord der meisten Grand-Slam-Titel egalisiert. Für die ehrgeizige Tennisspielerin, die immer und überall die Beste sein wollte, kommt das einer Katastrophe gleich. Ihr unerbittlicher Ehrgeiz, ihr Streben nach Perfektion, gepaart mit einer unverblümten Ehrlichkeit, die sie überall anecken lässt, machen Carrie zu einem sehr spannenden Charakter. Weite Strecken des Romans fand ich sie ehrlich gesagt nicht besonders sympathisch, war aber dennoch voller Bewunderung für ihr authentisches Auftreten und dass sie sich in dieser harten Welt selbst treu geblieben ist. Taylor Jenkins Reid ist es also ein weiteres Mal gelungen, eine interessante und facettenreiche Frauenfigur zu erschaffen.

Was man jedoch vor dem Lesen wissen sollte, ist, dass es im gesamten Roman einzig und allein um Tennis geht. Als Nebenhandlung ist eine nette kleine Liebesgeschichte eingebaut und auch die komplizierte Beziehung zu ihrem Vater ist ein wichtiges Thema. Doch größtenteils dreht sich eben alles um das Spiel. Die Matches werden sehr detailreich beschrieben und hier muss ich sagen, dass mich der Roman mit der Zeit verlor. Nach der x-ten Beschreibung vom Zweikampf mit der aktuellen Gegnerin begann ich schließlich eben diese Passagen zu überfliegen, da sich vieles wiederholte. Ich habe in diversen Rezensionen gelesen, dass die Lesenden auch ohne vorherigen Bezug zu Tennis diese Abschnitte bis zum Schluss sehr spannend fanden. Für mich gilt das jedoch leider nicht.

Aber da Taylor Jenkins Reid nun einmal großartig schreiben kann, habe ich auch diesen Roman sehr gerne gelesen. Ich mag zudem einfach ihre kantigen Charaktere und die feministischen Themen, denen sie sich annimmt. Insofern ist auch "Carrie Soto" ein lesenswerter Roman, der mich aufgrund der ausufernden Match- und Strategie-Beschreibungen jedoch nicht ganz so uneingeschränkt begeistern konnte wie seinerzeit "Evelyn Hugo". 4/5